Gladbacher Lkw-Fahrer flieht nach Unfall

Prozess: Vor dem Amtsgericht Unna musste sich am Mittwoch ein 69-Jähriger verantworten.

Mönchengladbach. Der Horror eines jeden Verkehrsteilnehmers - er wurde für Helge Schneider Realität. Vor gut einem Jahr zog auf der A1 bei Unna plötzlich ein Lkw nach links. Am Steuer: ein 69-jähriger Rentner aus Mönchengladbach. Am Mittwoch musste der sich vor dem Amtsgericht Unna dafür verantworten.

Schneider leitete damals sofort eine Vollbremsung ein, der Motorradfahrer verlor die Kontrolle über seine Maschine und verletzte sich schwer: Mehrfacher Bruch des Schulterblattes, schwerste Verletzungen am linken Arm, noch heute leidet er unter den Folgen. Am Mittwoch Schneider, Fregattenkapitän der Bundesmarine aus Bremerhaven, als Zeuge vor dem Amtsgericht. "Der Lkw stand auf dem Standstreifen, er blinkte rechts, als er plötzlich auf die rechte Spur zog", erinnerte er sich. Dann sei alles schnell gegangen, "zum Glück konnten hinter mir alle rechtzeitig bremsen, sonst würde ich hier heute wohl nicht mehr sitzen."

Der Gladbacher am Steuer des Lasters setzte seinerzeit die Fahrt unbeirrt fort. "Ich habe zwar gesehen, dass da ein Motorrad verunglückt ist, aber ich dachte nicht, dass das wegen mir war", ließ sich der 69-Jährige am Mittwoch ein. Die Staatsanwaltschaft Dortmund hatte ihn wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht angeklagt.

"Es tut mir leid, dass sie verunglückt sind", richtete sich der Angeklagte an den Zeugen, "aber ich bin nicht Schuld daran." Schneider antwortete lässig: "Das müssen andere entscheiden."

Und das tat Richterin Mareike Becker. Nachdem die drei Begleiter des Mannes, die allesamt mit ihren Maschinen Richtung Süden auf der A1 unterwegs waren, als Zeugen ausgesagt hatten, stand für sie fest, dass der 69-Jährige den Unfall hätte vermeiden können. Die Zeugen hatte übereinstimmend bestätigt, dass der LKW rechts geblinkt habe und auf dem Standstreifen stand. "Da dürfen sie nicht einfach stehen bleiben, auch nicht, um das Maut-Gerät einzustellen", kritisierte die Richterin. Außerdem hätte er sich bloß nach dem rückwärtigen Verkehr in angemessener Weise umsehen müssen. Dann wäre es wohl auch nicht zu dem Unfall gekommen. Das Gericht verurteilte den Gladbacher zu 2250 Euro Geldstrafe. Außerdem muss er weitere drei Monate auf seinen Führerschein verzichten.