Gladbacher Polarforscher erhält Umweltpreis Goldene Blume
Arved Fuchs hält bei der Verleihung eine leidenschaftliche Rede. Im November kommt er wieder in die Stadt.
Der Weg von Rheydt nach Gladbach ist manchmal erstaunlich weit. Für Arved Fuchs, Abenteurer und Polarforscher, geht er so: Samstag war er mit seiner Frau Brigitte Ellerbrock zum ersten Mal in seinem Leben in Rheydt, um im Stadttheater die Goldene Blume in Empfang zu nehmen. Jetzt geht es zurück auf seinen fast 85 Jahre alten Holzkutter „Dagmar Aaen“, um zu einer Expedition nach Feuerland aufzubrechen. 59 Tage später ist er wieder hier: Um am 10. November ab 20 Uhr in der Kaiser-Friedrich-Halle einen Vortrag zu halten. Wer ihn bei der Preisverleihung im Theater erlebte, wird sich den Termin im Kalender freihalten.
Denn Fuchs hinterließ unter den Ehrengästen — darunter die drei früheren Preisträger Reinhold Ewald, Eugen Viehof und Gunter Konrad - und Zuschauern nachhaltig Eindruck. Ruhig, bescheiden und demütig im Auftreten, klar, präzise und unnachgiebig in der Sache — unter all jenen, die für die Bewahrung der Natur eintreten und deswegen mit dem ältesten Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet wurden, wird der 62-Jährige in besonderer Erinnerung bleiben. Und das nicht nur wegen der kurzen Videosequenzen, die eingangs von seinen Expeditionen eingespielt wurden. Da sah man, ohne jede Kommentierung, Fuchs auf einem Holzkutter, den Sturm und Wellen durch die Weltmeere schaukeln, auf Eisschollen mitten im Meer stehend, von Schlittenhunden durch bizarr schöne Landschaften gezogen. „Ich bekomme Fernweh, wenn ich diese Bilder sehe“, bekannte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners. Er attestierte dem Preisträger: „Es geht Ihnen nicht um die Extreme und Superlative an sich. Es geht Ihnen um Erkenntnis und Verantwortung. Dafür gehen Sie an Grenzen.“
Karl Hans Arnold, der die Festrede hielt, nannte Fuchs einen „Umwelt-Scout und Wegweiser für besseres Klima“, dem es um das Bewahren der Natur gehe, deren gewaltige Macht und gewaltige Schönheit er oft erfahren habe. Der Mensch gefährde den Fortbestand seiner Gattung, wenn er nicht die Umwelt in Verantwortung gestalte, so Arnold. Dies sei das Leitthema, das sie 24 bisherigen Preisträger der Goldenen Blume verbinde.
Fuchs nannte die Fakten, ohne anzuklagen. Dass Prävention sich auszahle, auch im ökonomischen Sinne, machte er an einigen Beispielen deutlich. Acht Milliarden Euro würden in Deutschland investiert, um die Deiche besser gegen Hochwasser zu schützen. Dies sei wegen des höheren Meeresspiegels und des Klimawandels, die für gewaltigere Sturmfluten sorgen, vonnöten. Eine Volkswirtschaft wie Deutschland könne das schultern. Ärmere Länder mit Küste wie Bangladesch seien überfordert. Dauerhaft würden sich immer mehr Menschen in klimasicherere Gebiete aufmachen. „Das Flüchtlingsdrama hat viele Gesichter“, sagte Fuchs — eines sei auch der Klimaschutz. „Jeder Einzelne hat in seinem Umfeld private Stellschrauben, an denen er drehen kann“, sagte der 62-Jährige.
Die Schrauben, an denen Fuchs selbst dreht, sind indes gewaltige. Seit 2007 zeigt er in Jugendcamps jungen Menschen die Folgen des Klimawandels. „Das sind keine Ferienfreizeiten. Es gibt erst den theoretischen Unterbau von Wissenschaftlern. Dann gehen wir zusammen in Spitzbergen auf die Gletscher“, berichtete Fuchs. Die Fähigkeit und die Entschlossenheit der jungen Menschen mache ihm Mut. Viel Applaus im Saal und viel Zustimmung im Foyer gab es für Fuchs. Und der Mann, der schon so viele Abenteuer gemeistert hat, bekannte ob all des Lobs, dass auch eine solche Preisverleihung ein Abenteuer sei. „Das ist für mich eine ganz besondere Erfahrung.“