Kandidaten debattieren über Kitas

Bürgermeister-Anwärter sind sich einig, dass die Trägervielfalt erhalten bleiben soll. Ein weiteres Thema war Inklusion.

Viersen. Mit einer lockeren Einstiegsrunde startete die Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten in der Begegnungsstätte des Freundeskreises für Rollstuhlfahrer, zu der der Paritätische Wohlfahrtsverband eingeladen hatte. Jeder äußerte sich knapp zu wichtigen Anliegen: Olaf Fander (FürVie) liegt am Herzen, Kirchturmdenken zwischen den Viersener Ortsteilen aufzuheben und die Stadt als Ganzes nach vorne zu bringen. Iris Kater (unabhängige Kandidatin) will sich für mehr Bürgerbeteiligung und Stärkung des Ehrenamtes einsetzen, während Martina Maaßen (Grüne) auch die Klimafreundlichkeit der Stadt wichtig ist. Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit hat Susanne Noack-Zischewski (Linke) im Blick. Sabine Anemüller (SPD) nimmt die Kinderbetreuung in den Fokus. Paul Schrömbges sieht es hingegen so, dass es in Viersen viele Baustellen gibt, die bedient werden müssen, aber „wir können nicht nur Ziele definieren, sondern müssen überlegen, wie es gehen soll und was geleistet werden kann“, sagte er ganz ehrlich.

Moderator Karl Boland, Geschäftsführer des Paritätischen im Kreis Viersen, stellte nach der Startrunde die drei Themenfelder „freie Trägerschaft von Kita-Einrichtungen in Viersen“, „Barrierefreiheit“ sowie die „Inklusion von Menschen mit Handicap jenseits des Bereichs der Schule“ in den Mittelpunkt. Wie komplex die Themen sind, kristallisierte sich in der folgenden Diskussion heraus. Patentlösungen gibt es nicht, nur unterschiedliche Herangehensweisen.

Alle Kandidaten machten klar, dass ihnen die Trägervielfalt von Kitas wichtig ist. Die Übernahme von Trägerkosten hingegen ist vor dem Hintergrund der knappen Kassen und der latenten Unterfinanzierung, die im Kinderbildungsgesetz verankert ist, keine einfache Sache.

Dass im Bereich der Barrierefreiheit in Viersen viel getan worden ist, darin waren sich alle sechs Kandidaten einig. „Der gefasste Maßnahmenkatalog ist der erste Schritt, aber nicht das Ende. Wir müssen im Dialog bleiben“, betonte Kater. Etwas, was Heinz-Jürgen Antwerpes, Vorsitzender des Freundeskreises für Rollstuhlfahrer, nur bestätigen und mit einem Beispiel untermalen konnte. Im Aufzug des Dülkener Rathauses hängt eine Informationstafel zum Aufzug und der Etagennutzung so hoch, dass er diese als Rollstuhlfahrer nicht einsehen kann. Eine Kleinigkeit, die eigentlich schnell behoben werden und das Leben einfacher machen könnte.

Dass auch Inklusion eine Aufgabe ist, die nicht von heute auf morgen gelöst werden kann und zudem in den Köpfen beginnen muss, war der einheitliche Tenor beim nächsten Thema. „Inklusion ja, aber über Standards nachdenken“, betonte Schrömbges.

Es stand außer Frage, dass Inklusion immer wieder ganz individuell gesehen werden muss. Etwas, was sich beim Wortbeitrag einer jungen Frau im Rollstuhl zeigte. Aufgrund ihrer Sprachbehinderung hatten sowohl Moderator wie Diskussionsteilnehmer Schwierigkeiten, ihre Frage zu verstehen. Eine weitere Besucherin konnte helfen und stellte die Frage nochmals vor. Besagte Rollstuhlfahrerin konnte nicht verstehen, dass sie, obgleich ihrer erfolgreich abgelegten Lehre als Bürokauffrau, keinen Arbeitsplatz auf dem sogenannten normalen Arbeitsmarkt gefunden hat, sondern lediglich einen Job in einer der Werkstätten für Menschen mit Handicap. Eine Frage, die vor dem Hintergrund der Inklusion auf dem Podium nicht beantwortet werden konnte.