Mönchengladbach Polizei fahndet nach IS-Kämpferinnen

Türkische Ermittler suchen nach zwei jungen Frauen (19 und 20) aus Mönchengladbach, die ein Selbstmordattentat geplant haben sollen.

Mönchengladbach: Polizei fahndet nach IS-Kämpferinnen
Foto: Archiv/dpa

Mönchengladbach. Bevor sie sich radikalisierten, waren sie zwei ganz normale Mädchen aus Mönchengladbach. Sie gingen zur Schule, hörten Popmusik. „Sie haben sich geschminkt und trugen Mini-Röcke“, sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Doch dann schlossen sich Merve D. (19) und Valentina S. (20) den Islamisten an. Das war vor etwa drei Jahren. „Es ist bekannt, dass die jungen Frauen in der Mönchengladbacher Salafisten-Szene aktiv waren“, erklärt Theveßen. Dass die beiden jungen Frauen, damals noch minderjährig, Kontakt zu Sven Lau, dem früheren Vorsitzenden des mittlerweile ausgelösten islamistischen Vereins „Einladung zum Paradies“, hatten, davon geht die Polizei aus.

Nach Recherchen von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR fahndet mittlerweile die türkische Polizei nach Merve D. und Valentina S. . Beide stehen im Verdacht, Kämpferinnen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu sein, und sie sollen mit der Planung eines Selbstmordattentats im türkischen Suruc mit mehr als 30 Toten in Verbindung stehen.

Dass Valentina S. eine der Gesuchten ist, steht für die Mönchengladbacher Staatsschützer fest. Bei Merve D. ist man sich nicht ganz sicher. Das Gesicht auf der polizeiinternen türkischen Fahndungsliste sehe ihr sehr ähnlich, sagt Theveßen, „der Vorname stimmt, der Nachname nicht. Aber möglicherweise hat Merve zwischenzeitlich geheiratet“.

Valentina und Merve, zwei Freundinnen, sollen sich über einschlägige Webseiten und Besuche in der salafistischen Szene in Köln zunehmend radikalisiert haben. Nach Medienberichten sollen die beiden Minderjährigen bereits Ende 2013 in die Türkei gereist sein — um sich in Syrien dem IS anzuschließen und Dschihadisten zu heiraten, wie die Sicherheitsbehörden vermuten. Die Reise endete für die Mönchengladbacherinnen jedoch zunächst in der Türkei, wo sie von Sicherheitsbehörden Anfang 2014 aufgegriffen wurden, wie es in den Berichten weiter heißt. Die Türkin Merve sei freigelassen worden, Valentina zurück nach Deutschland geschickt worden.

Zurück in Mönchengladbach soll Valentina zunächst von deutschen Behörden betreut worden sein. Ihr Versuch, wieder eine Schule zu besuchen, scheiterte demnach jedoch daran, dass sie nicht auf das Tragen des Gesichtsschleiers verzichten wollte. Im vergangenen Jahr soll Valentina wieder nach Syrien gereist sein.

Ugur S. (29), Mustafa C. (26) und Mohammad Sobhan A. (39) — sie alle kommen aus Mönchengladbach, alle gehören zur salafistischen Szene, und sie alle wurden festgenommen, weil sie eine Terrorgruppe in Syrien unterstützt haben sollen. Ugur S. gehörte zum engen Umfeld des 34-jährigen Sven Lau. Er soll sich zwischen Juli 2014 und Ende September 2014 in Syrien an diversen Kampfhandlungen beteiligt haben.

Ugur S. wohnte nicht weit entfernt von Mustafa C, der im Januar durch SEK-Kräfte in seiner Wohnung in Rheydt festgenommen wurde. Auch Mustafa C. soll sich an einer ausländischen terroristischen Vereinigung beteiligt und eine staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet haben.

Die Generalbundesanwaltschaft hält Mustafa C. für dringend verdächtig, eine Kampfausbildung für den militanten Dschihad durchlaufen und anschließend logistische Aufgaben, wie den Transport von Verpflegungsgütern an die Frontlinie, übernommen zu haben. Außerdem soll er für die Propaganda innerhalb seiner Kampfgruppe zuständig gewesen sein.

Mohammad Sobhan A. wurde im November des Jahres 2013 auf einem Rasthof an der Autobahn 8 in Richtung München festgenommen. Er wollte zusammen mit einem Salafisten aus Stuttgart nach Syrien ausreisen. Im Gepäck hatte er unter anderem Material zur Unterstützung von Terrorgruppen wie zum Beispiel Nachtsichtgeräte, Tarnanzüge und Medikamente. Mohammad Sobhan A. ist mittlerweile verurteilt. Weil er eine IS-nahe Terrorgruppe in Syrien unterstützte, muss er für zwei Jahre und neun Monate in Haft.