Im Mittelpunkt des Wirkens von Hans Jonas stand die Verantwortung des Menschen gegenüber sich und seiner Umwelt. Hauptwerk ist das Buch „Das Prinzip Verantwortung“, das 1979 erschien. Darin appelliert Jonas an die Gesellschaft, beim technologischen Fortschritt keine unklaren Risiken für die Menschheit einzugehen. Deren Fortbestand solle nicht gefährdet werden. „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden“ — dieser Satz von Jonas wurde als „ökologischer Imperativ“ bekannt.

Jonas fürchtete 1992 in einem Interview mit dem Spiegel, dass die Weltbevölkerung vor Auseinandersetzungen um die wichtigsten Rohstoffe steht. „Die Sache wird schließlich eine Machtfrage“, sagte Jonas.

Lange bevor er sein geistiges Werk so auf den Punkt brachte, wurde er 1903 in Gladbach geboren und lebte dort bis zum Abitur. Er besuchte das Stiftisch Humanistische Gymnasium. Dann studierte er in Berlin, Freiburg und Marburg, ehe der Sohn jüdischer Eltern vor den Nationalsozialisten flüchtete — erst nach England, dann nach Jerusalem.

Nachdem er 1945 als Soldat nach Gladbach zurückkehrte, erfuhr er, dass seine Mutter im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht worden war. Heute erinnert ein Stolperstein vor dem Geburtshaus des Philosophen an der Mozartstraße an Rosa Jonas.

Seine Forschungen und Denkanstöße in der Religions- und Geistesgeschichte machten ihn bekannt. Nach dem Krieg wurde er Professor in Kanada, ehe er 1955 in New York eine neue Heimat fand. Nach Auschwitz könne es keinen allmächtigen Gott mehr geben, sagte Jonas. Vielmehr habe Gott nach der Schöpfung die Kontrolle über Gut und Böse an die Menschen abgegeben.

Mönchengladbach zeichnete Jonas am 16. November 1989 mit der Ehrenbürgerwürde aus. Zu seinem 100. Geburtstag veranstaltete die Stadt ein „Hans-Jonas-Jahr“. Heute sind ein Park und die Gesamtschule in Neuwerk nach dem großen Denker benannt.