Grillsaucen krönen ihr neues Leben

Nach einem Zusammenbruch ging Brigitte Bengner einen völlig neuen Weg — mit einer Feinkostmanufaktur.

Mönchengladbach. Von so einem Erfolg hätte Brigitte Bengner nie zu träumen gewagt. „Oliver Reiners, Inhaber von Feinkost Franken in Krefeld, hat meine Barbecue-Sauce zum Produkt des Jahres nominiert“, sagt die Inhaberin der „Feinkostmanufaktur Passione — kulinarische Genüsse“ stolz. Ihre Grillsaucen sind neu im Programm. „Sie schlagen ein, wie eine Bombe“, sagt sie.

Im vergangenen Sommer fiel der Frau, die sich mit außergewöhnlichen Marmeladen und Chutneys einen Namen gemacht hat auf, dass auch hochwertige Grillsaucen nicht schmeckten. „Als ich nach den Inhaltsstoffen sah, fand ich Wasser und Verdickungsmittel in der Aufzählung. Ich dachte mir, das muss man doch besser hinkriegen“, sagt die Frau, die mit ihrer Feinkostmanufaktur im Jahr 2007 begann, als sie eigentlich ganz am Ende war.

Als zweifache Mutter und Mitarbeiterin einer renommierten Werbeagentur hatte sie sich jahrzehntelang darauf beschränkt, zu funktionieren. 2006 kam der große Zusammenbruch. Die Therapeutin schlug ihr zunächst vor, doch etwas ganz anderes zu machen. „Soll ich mich etwa auf den Markt stellen und Marmeladen verkaufen?”, hat Bengner spontan entgegnet, weil ihr das so abwegig vorkam. Als sie später erneut gefragt wurde, was sie denn am allerliebsten täte, sagte sie: „Etwas Leckeres kochen und das verkaufen.” Die Therapeutin habe sie ermutigt: „Dann tun Sie das doch.”

Sie befasste sich mit dem Gedanken, Marmeladen zu verkaufen, lernte beim Kellnern den Lebensmittelbereich kennen, kaufte sich einen Marktstand, baute ihr Auto um, bat in einem Restaurant um die Erlaubnis, in der ungenutzten Zeit in der Küche Marmeladen kochen zu dürfen und fuhr viermal in der Woche auf Märkte. „Da wurden die Feinkosthändler auf mich aufmerksam”, erzählt sie von den Fortschritten.

Schließlich zeichneten sich ihre Kreationen durch besonders intensiven Geschmack aus. Die Ursache dafür liegt in der Verwendung optimal gereifte Früchte, sorgfältiger Zubereitung und dem Verzicht auf chemische Zusätze zur Geschmacksverstärkung oder Haltbarmachung. „Das war mir wichtig“, sagt sie. „Ich wollte ehrliche Produkte, ich will mich nicht mehr verbiegen. Und das muss ich auch nicht mehr.“

Inzwischen hat sie längst ihre eigene Profiküche im Keller ihres Wohnhauses, abgenommen und genehmigt von der Lebensmittelüberwachung. Den Marktstand braucht sie nicht mehr, ihre Produkte werden von renommierten Feinkosthändlern vertrieben.

Auch von lästigen Pflichten konnte sie sich befreien. „Die Konfektionierung und der Versand meiner Produkte läuft über Hephata“, sagt sie. Dort werden die Etiketten aufgeklebt und die Stoffhäubchen über die Verschlüsse gebunden.