Großprojekt: Behält Gladbach die Fleischfabrik?

Ein Jahr nach großem Brand: Firmenchef will in Gladbach investieren, sagt er. Die WFMG ist „überrascht“.

Mönchengladbach. "Die Pläne sind fertig, Genehmigungsverfahren laufen, wir könnten sofort loslegen", sagt John Balvers. "Wenn wir das richtige Grundstück hätten", fügt der geschäftsführende Gesellschafter der Fleisch verarbeitenden Vital Convenience im WZ-Gespräch hinzu.

Genau hier hakt es nämlich. Bislang haben sich die Vertreter des Lebensmittelherstellers, dessen Neuwerker Produktionsstätte vor einem Jahr spektakulär abbrannte, und der städtischen Wirtschaftsförderung (WFMG) noch nicht auf einen Standort einigen können. Trotz mehrer Gespräche.

Balvers will sich über die Gesprächsdetails nicht äußern ("So etwas regeln wir intern"), macht aber deutlich: Definitiv wolle man in Gladbach wieder aufbauen, aber nicht in Neuwerk.

Dort sei das Grundstück für die erwartete wirtschaftliche Expansion zu klein. "Und die Zeit drängt", fügt der Niederländer hinzu. "Wir wollen Ende 2009 produzieren."

Da Vital Eigentümer der ausgebrannten und längst leer geräumten Produktionsfläche an der Krefelder Straße ist, kommt wohl nur ein Grundstücks-Tausch infrage. Strittig dabei: der Preis.

Balvers bestätigt, dass man "geeignete" Areale im Nordpark und in Güdderath (Regio-Park, nahe A 61) besichtigt hat. Mehr möchte der Mann aus Emmerich nicht sagen.

Vital will Firmenangaben zufolge "drei Mal so groß bauen als in Neuwerk". Im Neubau würden deutlich mehr Leute arbeiten. In Neuwerk waren zuletzt 80 fest angestellte Mitarbeiter und rund 150 Zeitkräfte beschäftigt.

WFMG-Chef Uli Schükchaus sagt: "Wir haben Herrn Balvers mehrere Grundstücks-Angebote gemacht." Reagiert habe er darauf nicht. Zu den möglichen neuen Adressen gehört auch eine Großfläche in Hardt.

Zuletzt habe es sogar geheißen, Vital gehe nach Erkelenz. Dass Balvers jetzt gegenüber der WZ erkläre, Vital bleibe in Gladbach, freue ihn. "Wir werden noch einmal mit ihm reden."

Bei bis zu 1700 Grad Hitze wurde die Lebensmittelfirma am 30. April 2008 ein Raub der Flammen. Hier wurden jährlich 4000 Tonnen Fleisch verarbeitete - ob zu Hamburgern, Frikadellen oder Döner.

Risse im Abgasrohr eines Wärmetauschers und damit ein technischer Defekt sollen das verheerende Feuer mit seiner kilometerweit sichtbaren pechschwarzen Rauchwand ausgelöst haben. Das fanden Experten der Gladbacher Polizei und des Landeskriminalamtes (LKA) heraus.

Zeugen hatten die Polizei-Ermittler auf die Spur gebracht. Sie hatten gesagt, in einer Ölerhitzungsanlage sei das Feuer ausgebrochen.

Den Schaden in zweistelliger Millionen-Höhe habe die Versicherung beglichen. Die Neu-Investitionen machten ebenfalls einen zweistelligen Millionenbetrag aus, heißt es eher vage.

Vital gehört wie die Schwesterfirma Gelderland in Emmerich am Rhein zur Baho Food Holding.