Händler verdoppeln ihren Umsatz im Netz
Bis Juni 2017 stieg der Gesamtumsatz, der über das Shoppingportal „MG bei Ebay“ erwirtschaftet wurde, auf 6,7 Millionen Euro.
Das Shoppingportal „MG bei Ebay“ gilt weltweit als Vorzeigeprojekt und wird vielerorts nachgeahmt. Die jüngsten Zahlen geben dem Recht: Selbst nach Ende der neunmonatigen Pilotphase machen knapp 50 Einzelhändler noch immer stattliche Umsätze über das Portal. Im Juni 2016 betrug der Gesamtumsatz über das Portal noch 3,2 Millionen Euro, was rund 90 000 Euro pro Händler entsprach. Die Händler, die nach Ende der Startphase weitermachten, weiteten den Gesamtumsatz bis Juni 2017 laut Wirtschaftsförderung auf gut 6,7 Millionen Euro aus — mehr als doppelt so viel. Aktuellere Zahlen will Ebay erst in Kürze bekanntgeben. „Das ist ein zusätzlicher Umsatz, den die Händler in Mönchengladbach und Rheydt ohne ihre Online-Aktivität nicht gemacht hätten“, sagt Wirtschaftsförderer Ulrich Schückhaus.
Dabei ist die Zahl der Händler, die sich über das Portal präsentieren, deutlich gesunken. Zum Start machten 79 Geschäfte mit, inzwischen sind es noch 47. Sie zahlen inzwischen einen Monatsbeitrag von 30 Euro. „Es hat ein Bereinigungsprozess stattgefunden“, sagt David Bongartz, Prokurist der Wirtschaftsförderung. Das heißt: Es sind zwar weniger Händler dabei, aber sie machen in der Regel aktiv mit und verkaufen auch rege über das Portal. Die Spannbreite der aktiven Händler reicht vom Kunsthaus über die Apotheke bis hin zum Einrichtungshaus. In den ersten zwölf Monaten war die Teilnahme noch kostenfrei gewesen. Das gilt auch für Händler, die jetzt noch neu hinzukommen. Die WFMG zieht das Fazit aus dem Projekt: „Die aktive Teilnahme an Online-Marktplätzen steigert den Umsatz, ein eigener Shop muss nicht zwingend eingerichtet werden.“ Es gebe keine Alternative für den stationären Händler zu eigenen Aktivitäten im Netz.
GerritHeinemann, E-Commerce-Experte
Die Händler profitieren zwar von dem lokalen Online-Marktplatz, die Innenstadt allerdings nicht. Zu dem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie der Hochschule Koblenz, die mehr als 200 Händler befragt hat, die an lokalen Online-Marktplätzen teilnehmen. Darin gaben die meisten Teilnehmer an, die Beteiligung an den Online-Marktplätzen habe bei ihnen weder zu höheren Besucherzahlen noch zu mehr Einkäufen im Laden geführt. Der überwiegende Teil der Befragten gab an, sie könnten anderen Händlern in vergleichbarer Situation die Teilnahme nicht empfehlen. Das Wirtschaftsmagazin „Harvard Business Manager“ hatte zuerst über die Studie berichtet, die zwar nur begrenzte Aussagekraft hat angesichts der geringen Teilnehmerzahl, im Kern allerdings die Einschätzung von Handelsexperten trifft.
Für den E-Commerce-Experten Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein ist der Versuch, Kunden mithilfe von Online-Marktplätzen zurück in Innenstädte zu locken, zum Scheitern verurteilt. „Die lokalen Marktplätze widersprechen in vielen Punkten dem, was die deutschen Verbraucher wollen: Die Auswahl ist kleiner, die Preise sind höher. Es gibt Begrenzungen an allen Ecken und Enden. Das wird nicht funktionieren“, sagte er der „Deutschen Presse-Agentur“. Dennoch lobt Heinemann das Projekt „MG bei Ebay“, an dem er maßgeblich beteiligt war. Denn das Portal öffnet den Händlern ganz neue Märkte und Absatzwege. „Das sorgt zwar nicht für zusätzliche Belebung in der City, aber es hilft den Händlern zu überleben.“ Und damit hilft es den Innenstädten Rheydt und Gladbach höchstens indirekt.