Hauptschule - und trotzdem erfolgreich
Unsere Redaktion hat mit ehemaligen Hauptschülern gesprochen, die ihre Ziele erreicht haben und erfolgreich sind.
Mönchengladbach. Hauptschule — schlechter geht es nicht? Nadine Coslar (35), Patrick Theißen (24), Robin Gens (22) und Laura Campisi (18) beweisen das Gegenteil.
In der Grundschule hatten die vier zunächst Schwierigkeiten. Laura Campisi litt unter einer Dyskalkulie, einer Mathematikschwäche, die erfolgreich therapiert wurde. Robin Gens hatte eine Lese-/Rechtschreibschwäche, die sich gebessert hat. Patrick Theißen, Sohn einer gebürtigen Philippina, hatte Schwächen in Deutsch. Nadine Coslar fühlte sich von ihrer Lehrerin unverstanden.
Von der Hauptschule Korschenbroich waren Campisi, Theißen und Gens dann aber sehr begeistert. „Die Lehrer waren wie Freunde, man konnte mit ihnen über alles reden“, schwärmt Theißen. Campisi fügt hinzu: „Das Klischee, dass Hauptschüler asozial sind und sich nicht benehmen können, stimmte bei uns nicht.“
Die Schullaufbahn von Nadine Coslar war abenteuerlicher als die der anderen drei: Von der Marienschule ging’s zur Realschule Volksgarten, von dort zur Realschule Viersen und schließlich zur Hauptschule Stadtmitte. „Hier habe ich mich dann langsam gefangen, habe aber den 10B-Abschluss knapp nicht geschafft“, sagt Coslar. „An sich war ich auf jeder Schule gerne, hatte viele Freunde, aber keine Motivation zum Lernen“, meint die heute 35-Jährige.
Doch dann ging’s bergauf: Schon lange stand für sie fest, dass sie Erzieherin werden wollte. Und das schaffte sie auch — obwohl sie dafür einige Hürden überwinden musste. Sie machte den für die Erzieherausbildung notwendigen Realschulabschluss nach und ging den Umweg über eine Ausbildung als Kinderpflegerin. Heute ist sie sehr zufrieden mit ihrer Stelle als Erzieherin in einem Kindergarten in Viersen-Süchteln.
Patrick Theißen machte eine Ausbildung als Baumschulgärtner. Dann stieg er in den väterlichen Betrieb ein und übernahm diesen 2009. Heute hat er in seinem Betrieb „Theißen Objektbetreuung“ 13 Angestellte.
„Ich mache alles selbst: Angebote ausrechnen, Kundengespräche führen, Besichtigungen“, erzählt er stolz. Sein nächstes Ziel ist der Meister. Nach seinem 10B-Abschluss mit Qualifikation hat er erfolgreich eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik absolviert. Er ist bei BASF beschäftigt und macht eine Weiterbildung zum Techniker.
Campisi hat auf der Hauptschule die mittlere Reife mit einem Schnitt von 1,1 geschafft. Hierfür wurde sie sogar von der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft geehrt. Sie absolviert gerade ihr Fachabitur und hat den Ausbildungsvertrag zur Immobilienkauffrau schon in der Tasche.
Campisi, Theißen und Gens würden bei ihrem Werdegang rückblickend „nichts anders machen“. Auch Nadine Coslar ist absolut zufrieden. Der schwierige Weg hat mich geprägt“, so die 35-Jährige. Sie alle freuen sich: „Wir haben die Kurve gekriegt.“ Und das alles, obwohl die Hauptschule so einen schlechten Ruf hat.