Chance auf zweites Leben
Markus Kessler wurde in einer OP Knochenmark entnommen, Pascal Weber spendete Stammzellen.
Mönchengladbach. Eine Operation unter Vollnarkose. Das ruft schon mulmige Gefühle hervor, wenn sie unumgänglich ist. Markus Kessler nimmt sie auf sich — obwohl er kerngesund ist. Eine Woche später knapst er noch an den Folgen, kann nicht arbeiten, muss Schmerzmittel nehmen.
Und das alles für einen völlig fremden Menschen. Eine 19-jährige Frau, die irgendwo in den USA lebt. Deren Namen der 29-Jährige nicht kennt, nicht einmal eine Vorstellung hat, wie sie aussieht.
Doch was für den Gladbacher eine Woche Krankschreibung bedeutet, ist für die fremde Frau die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben. Er spendet der an Blutkrebs erkrankten Amerikanerin Anfang April sein Knochenmark. „Natürlich habe ich auch die Risiken abgewägt“, sagt der Vater eines kleinen Sohnes. Aber die Möglichkeit „Leben zu schenken“, lehne man nicht einfach ab.
Vor etwa sieben Jahren ließ er sich in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren. Mitte Januar dieses Jahres kam ein Anruf, in dem er um nähere Untersuchungen gebeten wurde. 2,9 Millionen Menschen sind in Deutschland registriert. Nur jeder Fünfte findet einen Spender. „Das ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, sagt Maike Hornberg von der DKMS. Denn infrage kommt nur ein genetischer Zwilling.
Seit der Gründung vor 22 Jahren haben mit Hilfe der DKMS rund 32 700 Menschen einen Spender in Deutschland gefunden. „Das klingt schon wenig“, sagt Hornberg. Es ist eine Zahl, die verdeutlicht, wie notwendig es ist, dass sich möglichst viele registrieren, damit das Hilfsnetz funktioniert.
Umso erstaunlicher, dass gleich zwei Mitarbeiter der Metro in Düsseldorf als Spender geeignet sind. Neben Markus Kessler spendet Pascal Weber seine Stammzellen an eine Griechin. Der 25-Jährige muss sich keiner Operation unterziehen.
In einer mehrstündigen Sitzung werden Stammzellen aus seinem Blut gefiltert. „Das Schmerzhafteste waren die dicken Nadeln im Arm“, sagt er. Weil er weiß, dass ein Leben von ihm abhängt, verzichtet er sogar aufs Eishockey-Spielen. „Ich wollte auf gar keinen Fall die Spende gefährden“, sagt er.
Um sechs Monate konnte er das Leben der Griechin verlängern. Vor kurzem erfuhr er, dass sie gestorben ist. „Das hat mich ziemlich getroffen“, sagt er. Aber das Risiko, dass eine Spende erfolglos ist, liegt eben bei 20 Prozent. „Besonders in den ersten drei Monaten kann es zu Abstoßungen kommen“, erläutert Maike Hornberg.