Juwelenraub an einer roten Ampel
Ein Täter schlug das Autofenster eines Schmuckhändlers ein. Die Beute: Edelsteine im Wert von etwa zwei Millionen Euro.
Mönchengladbach. Es ging alles ganz schnell. Ein 36-jähriger Schmuckhändler aus Genf wartete mit seinem kleinen Peugeot-Mietwagen auf der Hehner Straße an der roten Ampel. Der Deutsche, der für ein großes Schweizer Unternehmen arbeitet, war stadtauswärts unterwegs und wollte links in die Monschauer Straße in Richtung Aachener Straße abbiegen.
Da seine Geschäftsreise ihn unter anderem nach Düsseldorf führte, wollte er die Gelegenheit nutzen, um in Mönchengladbach Verwandte zu besuchen. Dort wollte er auch übernachten. Mit im Auto: Eine unscheinbare Tasche aus dunklem Kunstleder, eine Art Pilotenkoffer. Darin: Edelsteine im Wert von 2,8 Millionen Franken — das sind umgerechnet etwa 2,25 Millionen Euro.
Der Querverkehr auf der Aachener Straße rollte bereits an, als plötzlich jemand an die Beifahrerseite trat. Ein Mann in einer Lederjacke und mit einem geschlossenen Motorradhelm auf dem Kopf schlug die Beifahrescheibe ein, sprühte Reizgas ins Auto und griff nach dem Koffer. Weil das Reizgas ihn beeinträchtigte, sah der Mann nicht, wohin und wie der Täter flüchtete. Zu Fuß? Mit dem Auto? Mit dem Motorrad?
Das Handy des Schmuckhändlers befand sich im gestohlenen Koffer. Deshalb machte er sich auf die Suche nach einer Polizeiwache, bog dazu entgegen seiner ursprünglichen Absicht nach rechts in die Monschauer Straße ab.
Dann fuhr er an der Kreuzung Waldnieler Straße wieder rechts. An der Ecke Rudolfstraße sprach er Passanten an — mit deren Handy rief er schließlich die Polizei.
Warum der Mann in dem Auto mit dem laufenden Motor nicht einfach Gas gegeben habe und dem Räuber davongefahren sei, konnte der Polizeisprecher nur vermuten: „Wahrscheinlich, weil er unter dem Eindruck des Geschehens stand.“ Der Schmuckhändler kam wegen der Reizgasbelastung zunächst ins Krankenhaus, ist aber inzwischen entlassen.
Die Polizei löste eine Ringfahndung aus, kontrollierte auch an den Ausfahrten der Autobahnen bis zu den Niederlanden und auf Bundesstraßen. Aber der Täter und die Juwelen waren bis Redaktionsschluss verschwunden.
Nach dpa-Informationen soll die Polizei vermuten, dass der Täter aus dem Umfeld des Opfers stammen soll, da dieser offensichtlich von der wertvollen Beute gewusst haben müsse. Im Gespräch mit der WZ dementierte Polizeisprecher Jürgen Lützen diese These aber ausdrücklich. Man habe „noch keine Tendenz“ in den Ermittlungen.
Um Licht in die Sache zu bringen, sucht die Polizei jetzt Zeugen, die um kurz nach 21 Uhr am Mitttwochabend in dem Bereich der Kreuzung Hehner Straße/Monschauer Straße verdächtige Beobachtungen gemacht haben. Dafür gingen Polizeibeamte gestern Nachmittag in der Gegend von Haus zu Haus.