Heiraten ist teurer – und leichter

In Gladbach werden weniger Hochzeiten gefeiert. Eine Reform soll die Urkunden-Bürokratie vereinfachen.

Mönchengladbach. "Ja, ich will" - Das macht dann 66 Euro bitte. Heiraten in Mönchengladbach ist seit dem Jahreswechsel teurer geworden. Statt wie bisher 55 Euro, werden nun für die Anmeldung einer Eheschließung 66 Euro fällig. Bisher wurden die Preise bundesweit einheitlich festgelegt, seit dem 1. Januar sind die Länder zuständig.

Daran wird es aber wohl nicht liegen, dass die Zahl der Heiraten, im Amtsdeutsch Eheschließungen, in Mönchengladbach immer weiter sinkt. (Siehe Grafik) Ist den Gladbachern die Romantik abhanden gekommen?

Nein.Vielmehr spiegelt sich darin ein bundesweiter Trend wider. Immer weniger Paare entscheiden sich für die traditionelle Ehe, seit eheähnliche Lebensgemeinschaften rechtlich und steuerlich wesentlich besser da stehen.

Vielleicht ist es die Vorsicht, die die Gladbacher vom Ringtausch abhält. Schließlich wird bundesweit jede zweite Ehe geschieden.

In Mönchengladbach ist es sogar noch extremer. 2007 wurden 1094 Ehen geschlossenen und 729 geschieden. Das könnte heißen, dass etwa 67 Prozent aller in Gladbach geschlossenen Ehen wieder geschieden würden.

Doch ganz so einfach ist es nicht. "Das kann man so nicht in Relation setzen", sagt Wolfgang Schröders, vom Presseamt der Stadt. Schließlich könnten in Gladbach auch Ehen geschieden werden, die woanders geschlossen wurden.

Wenigstens seien die Scheidungen in Mönchengladbach prozentual auch zurückgegangen. Im Jahr 2007 (die Zahlen für 2008 konnte das Standesamt nicht mitteilen) beendeten 729 Paare in Gladbach den Bund fürs Leben frühzeitig. Im Jahr davor waren es noch 823 Scheidungen bei nur 1050 Heiraten. "Das macht einen Rückgang von 11%", sagt Schröders. Immerhin - denn mit den 823 Scheidungen aus dem Jahr 2006 nahm Mönchengladbach die Position als Scheidungshauptstadt in der Region ein.

Die Entscheidung für die Ehe wird immer gleich schwer bleiben, die Trauung beim Amt zu beantragen, ist aber seit dem Jahreswechsel einfacher. Verantwortlich dafür ist eine Reform des Personenstandrechts, der Arbeitsgrundlage der Standesämter.

Denn auch in bei den Beamten, die Menschen verbinden - oder trennen, hält die moderne Technik Einzug. "Wir stellen von der Beurkundung auf Papier um auf eine elektronische Registerführung", sagt Standesbeamtin Helga Kraus. Bis 2013 soll die Umstellung abgeschlossen sein.

Mit den zentral erfassten Daten können benötigte Urkunden bei jedem Standesamt im Bundesgebiet ausgestellt werden. Die Familienbücher werden nur noch eingeschränkt weitergeführt.

Angemeldet werden muss die Eheschließung weiterhin beim Standesamt am Wohnsitz. Wo dann letztlich die Ringe getauscht werden, kann sich das Paar aber aussuchen. Das Standesamt leitete die Unterlagen an den Wunschort weiter. Geburten werden weiterhin am Geburtsort gemeldet. Sterbefälle am Sterbeort.