Mönchengladbach. Man stelle sich einmal vor: Das Gelände rund um die Alte Post in Rheydt wird saniert, der zugehörige Innenhof neu gestaltet und durch Gastronomie erweitert und die Parkplätze an der Moses-Stern-Straße verschwinden. Dann könnte ein neuer Platz entstehen, der sich bis zum Theater zieht - so eine Vision von Professor Kunibert Wachten vom Planungsbüro Scheuvens und Wachten, der derzeit gemeinsam mit Rheydter Bürgern und der Stadt ein Innenstadtkonzept erarbeitet. Ideen gibt es viele. Wachten zeigte beim Innenstadtforum auf Vorher-Nachher-Bildern, wie man "mit wenig Mitteln viel verändern kann". Hier die "Visionen" und Leitbilder:
Wohnen und Leben in Rheydt
"Wohnen ist ein Garant für lebendige Innenstädte und muss gefördert werden", erklärte Wachten und sprach auch den Trend an, der die Menschen "zurück in die Städte zieht". Probleme in Rheydt seien "düstere Zonen im Umfeld der Haupt-, Friedrich-Ebert-Straße, Lankes-Gelände und Kloetersgasse". Die Häuser entstammten den 50ern. "Das heißt Wohnungen sind klein, technisch auf altem Stand." Konsequenz: Wohnungen vergrößern, Fassaden sanieren, Aufzüge installieren.
Kultur und Freizeit
"Die Ausstattung hier ist wirklich gut, denn es gibt ein Theater, die Stadtbibliothek, Kirchen und eine Kleinkunstszene. Doch es mangelt an der Anbindung", erklärt der Planer. So habe das Theater zu wenig "Strahlkraft". Das soll durch eine bessere Integration der Objekte, beispielsweise durch den bereits beschriebenen Platz, behoben werden.
Einzelhandel und Gastronomie
Graue Fassaden, altmodische Werbetafeln und Ladenschilder sowie Leerstände - dieses Bild prägt laut Wachten den Einzelhandel in Rheydt. Hier schlägt der Experte eine Konzentration des Handels vor: Verkaufsflächen sollen nicht größer, sondern hochwertiger werden. "Das gilt besonders für den westlichen Teil der Stresemann- und den östlichen der Hauptstraße mit Verbindung über Sparkassenvorplatz und Marktstraße. Diese zentralen Stellen muss man umgestalten und Gastronomie ansiedeln."
Verkehr, Busrouten und mehr
Der Durchgangsverkehr muss raus aus der Rheydter City, das bestätigt auch ein Gutachten der Ingenieurgesellschaft Stolz. "Wir haben auf der Stresemannstraße täglich 10 000 Fahrzeuge. 3000 nehmen nur eine Abkürzung", erklärte Gutachter Michael Vieten. Dies stehe in keinem Verhältnis zu den vielen Fußgängern. "12 000 Passanten überqueren täglich die Limitenstraße, 20 000 Menschen den Marienplatz", so Vieten. Besser könne es ohne Einbahnstraßenregelung an der Mühlenstraße gehen, um das ganze "zum Ring zu machen". Auch sollen Rad-/Fußgängerwege ausgebaut werden. Im Busverkehr soll die Konkurrenz zwischen Busbahnhof und Marienplatz behoben sowie Routen- und Fahrtzeiten geändert werden.
Sofortmaßnahmen
"Einige Wehwehchen können wir schnell beheben", versprach Wachten. So könnten die Müllabfuhr-Tage neu geregelt werden, damit der Eindruck "hier liegt überall Müll" verschwinde. Laternen, Poller und anderes Straßenmobiliar sollen durch einen Neuanstrich glänzen und der Schilderwald soll in Rheydt beseitigt werden. Außerdem denke man darüber nach, die Fahrtrichtung der Harmoniestraße umzukehren.
Das halten die Bürger davon
Die Reaktionen der Bürger auf die bisherige Rheydter Innenstat-Analyse waren bei der Vorstellung der Ergebnisse und möglichen Lösungen überwiegend positiv. So lobten viele den Ansatz, die Fahrtrichtung der Harmoniestraße umzukehren, die Neugestaltung des Marktplatzes aufzunehmen und zentrale Anlaufpunkte im Rheydter Karree, mit den Eckpunkten Haupt- und Stresemannstraße sowie Marktplatz und Friedrich-Ebert-Straße, zu stärken. Kritik gab es meist in Form von Verbesserungsvorschlägen. So warnte Monika Reh vor einer Öffnung der Mühlenstraße. "Mir wird jetzt schon schlecht vor Automief und der Ring sollte lieber weiter gezogen werden um die Limitenstraße zu entlasten." Johannes Kempges bemängelte, dass die öffentlichen Toiletten nicht auf der Agenda erscheinen. "Das ist doch kein Zustand", bemängelte er.
www.innenstadtkonzept-rheydt.de