Insolvenzen: Wieder Zeit für alle Schuldner

Der Aufnahme-Stopp ist beendet: Die Gladbacher Schuldnerberater haben ihre Warteliste abgearbeitet. Aber die nächste kommt – der Andrang steigt.

Mönchengladbach. Mitte 2006 ging gar nichts mehr. Doch jetzt hat die Schuldnerberatung ihren Aufnahme-Stopp beendet. Der Hintergrund, niemanden mehr in die Warteliste aufzunehmen, war die von der Bundesregierung geplante Novellierung der Insolvenzordnung. Im Sommer vergangenen Jahres sah es so aus, als würde sie am 1. Januar in Kraft treten. Weil die Bedingungen für die Schuldner damit schlechter geworden wären, wollte die Schuldnerberatung ihre Kunden nicht hinhalten und verwies sie auf die Beratungsaufgabe der Anwälte bei Insolvenzen.

Die Novelle ist vertagt. Die nun geplanten Rahmenbedingungen ganz andere. Für die Schuldnerberatung heißt das aktuell: Die Warteliste, auf der bis zu 360 Ratsuchende gestanden hatten, ist abgearbeitet. Trotzdem droht die nächste. "Aber spätestens im Herbst müssen wir wohl wieder darüber nachdenken, die Aufnahme zu stoppen", berichtet die Leiterin der Mönchengladbacher Schuldnerberatung, Karin Fuhrmann-Dally.

Denn schon zum nächsten Jahr, spätestens Mitte 2008 wird die Novelle endgültig erwartet. Zwar mit etwas günstigeren Bedingungen für die Schuldner als ursprünglich geplant (siehe Info-Kasten: "Was sich ändert"). Aber mit dem gleichen Wunsch der Schuldnerberater, niemanden so lange warten zu lassen, dass er seine Insolvenz nur noch unter den neuen Vorgaben beantragen kann.

Das Problem der "dreieinhalb" Berater bei aller Voraussicht: Der Andrang wird immer größer (siehe Grafik). Im vergangenen Jahr wurden 2662 Menschen in den Vorab-Gruppenberatungen über Grundsätzliches informiert. In Einzelgesprächen gingen davon 1265 Männer und Frauen, und 613 Klienten stellten mit Hilfe der Experten einen Insolvenz-Antrag.

Dass immer mehr Mönchengladbacher in die Schuldenfalle tappen, hat unterschiedlichste Gründe. "Die Arbeitslosigkeit ist sicherlich ein Grund, allerdings ist sie auch nicht höher als in manch anderer Stadt, deren Bewohner im Vergleich weniger Schulden machen", sagt Fuhrmann-Dally. Die hohe Scheidungsrate in Mönchengladbach, die große Zahl Alleinerziehender mögen weitere Faktoren sein.

Neu: Der Referentenentwurf sieht vor, dass Schuldner in der Insolvenz sechs Jahre lang keine weiteren Schulden machen dürfen. "Masselose Schuldner", bei denen kein Cent zu holen ist, können außergerichtliche Einigungsversuche und gerichtliches Bereinigungsverfahren überspringen und direkt in die Insolvenz gehen. Kosten: 895 Euro statt 1500 bis 3000 Euro.

Kritik: Die Schuldner sollen die Gebühren selbst zahlen. "Masselose" müssten 72 Monate lang jeden Monat 13 Euro zahlen.

Kontakt: Gartenstraße 18, Tel. RY 254 681, www.schuldnerberatung-mg.de