JHQ: Was passiert mit der Geisterstadt?
Die Soldaten ziehen ab. Das JHQ in Rheindahlen soll größtenteils zum Wald werden.
Mönchengladbach. Die Herausforderung hat drei Buchstaben. Wenn bis 2014 die letzten britischen Soldaten und ihre Familien das Rheindahlener Joint Headquarter (JHQ) geräumt haben, hinterlassen sie eine Geisterstadt mit Häusern, Straßen, unterirdischen Bauwerken und Altlasten.
Was soll dann mit dem 470 Hektar großen Areal passieren? Darüber haben sich in den vergangenen Monaten vor allem Stadtplaner Gedanken gemacht.
Auf Drängen der Bündnis-Grünen verabschiedete der Stadtrat jetzt einen Prüfauftrag. Danach soll sich die Stadt die Möglichkeit reservieren lassen, das JHQ irgendwann zu kaufen. Voraussetzung hierfür seien fundierte Zahlen über Kaufpreis, Aufwendungen, Marktanalyse zu Verpachtungs- und Verkaufsmöglichkeiten. Das dauert.
Noch gehört das JHQ dem Bund, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), und nicht die Stadt steuert das weitere Verfahren, sondern das Land. Genauer ihr Fachbüro NRW-urban.
Deren Vertreter haben ausrechnen lassen, dass allein das Beheizen und Bewachen der etwa 2000 leeren Gebäude und 1380 Wohnungen jährlich fünf Millionen Euro kosten würde.
Mehr noch: Fast alle Objekte und auch der bekannte Treffpunkt Big House sind Schrott-Immobilien. Zu wenig wärme-isoliert, unzureichender Brandschutz, asbest-belastet. Ein Komplettabriss würde rund 40 Millionen Euro kosten. Allenfalls das 36 Kilometer lange Straßennetz, das Heizkraftwerk und das Hospital seien in relativ gutem Zustand.
In den bisherigen „Werkstatt-Gesprächen“ mit städtischen Teilnehmern wie Stadtplaner Jürgen Beckmann hat man schon mal formuliert, was man will, und was nicht. Wohnen — in Neubauten wie in bestehenden Häusern — sei ebenso kein Thema wie Einzelhandel. Negativ stehen die Planer einer Bundesgartenschau und Parks für Mobilheime, Camping, Ferienhäuser gegenüber.
Wahrscheinlich ist: Vieles soll Wald werden bzw. bleiben, Landwirtschaft, Windkraftanlagen (von den Grünen gefordert), ein Forschungszentrum Energie. Das soll, sagen Fachleute, auf drei möglichen „Inseln“ entstehen. Diese könnten die einzigen Großbereiche sein, die intensiv genutzt werden. Alles andere wäre bzw. würde Natur pur. Angestrebt werde die Einbindung des Areals in den angrenzenden deutsch-niederländischen Naturpark Schwalm-Nette.
Denkbar auch, dass eine weitere „Insel“ ein Sportpark wird. Mit Sicherheit dient das JHQ als Ausgleichsfläche. Wer an anderer Stelle baut, also Naturraum vernichtet, soll ihn hier durch Bepflanzungen ausgleichen. In diesem Jahr werde die Projektplanung Headquarter weiterbetrieben. Das dürfte einfacher sein als spätere mögliche Kaufpreisverhandlungen mit der BImA, sagen Politiker.
Die hat nämlich den Bund im Nacken und verlangt marktübliche Preise für Bauten und Boden. Negativ-Szenarien baut schon der Einzelhandel auf. Die Briten sind zwar keine Dauerkäufer, aber ihr Abmarsch bedeutet für Händler einen enormen Umsatzverlust. Die exakte Summe ist nicht bekannt.