Jobsuche auf Facebook
Mit ihrer Seite „Mönchengladbacher suchen Arbeitsstellen“ hat Ursula Kiel schon 62 Menschen vermittelt.
Mönchengladbach. Um zwei Uhr ist die Nacht für Ursula Kiel zu Ende. Zu dieser Zeit schaltet sie ihren Computer an und macht sich auf die Suche nach Stellenangeboten. Ihre Ausbeute veröffentlicht sie dann bis zum Morgen auf der von ihr gegründeten Facebookseite „Mönchengladbacher suchen Arbeitsstellen“.
Die 51-jährige ehemalige Künstlermanagerin ist selbst arbeitssuchend und kam auf die Idee zu ihrem Angebot, als sie in einer anderen Gruppe in dem Sozialen Netzwerk das Stellengesuch eines Mitglieds gelesen hatte. Das war im Mai.
„Als meine Gruppe Ende Mai 100 Mitglieder hatte, war ich ziemlich aus dem Häuschen“, erzählt Ursula Kiel. „Danach habe ich einfach weiter gemacht.“ Heute hat die Facebookgruppe mehr als 3000 Mitglieder. Einer davon ist Norbert Merbecks, der dringend einen Job sucht. Während seiner Internetrecherche nach einer neuen Arbeitsstelle, stieß der 29-jährige Betriebswirt auf die Seite von Kiel. Er stellte dort sein Profil ein, in der Hoffnung, möglichst bald den passenden Beruf für sich zu finden. „Bei der Jobsuche ist vor allem auch Kreativität gefragt“, meint er.
Mittlerweile hat er einen eigenen Flyer produziert, inklusive Lebenslauf, Qualifikationsprofil und vielem mehr, den er direkt bei Firmen vorbei bringt. „Über die Facebookseite konnte ich direkt Kontakt zu vielen Firmen aufnehmen“, berichtet er, „und durch diese Kontakte haben sich jetzt auch Stellen aufgetan, auf die ich mich beworben haben.“
Für Ursula Kiel hat sich ihr Facebook-Projekt mittlerweile zu einem ehrenamtlichen Full-Time-Job entwickelt. Nachdem sie die Stellenangebote in der Nacht aktualisiert hat, betreibt sie Firmenakquise, damit diese ihre Stellenangebote direkt auf ihrer Facebookseite veröffentlichen.
Jedes Stellenangebot, dass Ursula Kiel auf ihrer Seite veröffentlicht muss vor allem ein Kriterium erfüllen: „Man muss von seiner täglichen Arbeit leben können. Auf der Seite finden sie keine Stellenangebote in denen Menschen zu Dumpinglöhnen arbeiten, die nicht zum Leben reichen.“
Mit ihrer Seite habe sie rund 62 Menschen wieder in Arbeit gebracht, sagt Kiel. Sie bekomme auch Nachfragen aus anderen Städten — die Anrufer wollten mehr über ihr Konzept und ihre Idee wissen. Aber mit ihrem Engagement Geld verdienen, das möchte Kiel nicht. Aus ihrem Facebook-Projekt soll ein Verein werden.
Warum aber engagiert sie sich täglich für Fremde? Die Antwort fällt ihr leicht: „Mir wurde das Glück zu teil, dass mir nach einer schweren Krankheit gleich zwei Mal das Leben neu geschenkt wurde. Und nun möchte ich mein Glück mit anderen teilen.“