Jugendamt: Frühwarnsystem zum Schutz der Kinder geplant
Es soll eine Klärungsstelle eingerichtet werden, bei der Infos über Risikofälle zusammenlaufen.
Mönchengladbach. Schlimmste Qualen: Der Fall der kleinen Nadine aus Gifhorn, die ein Leben und ein Ende voller Gewalt erfuhr, machen Schlagzeilen. Immer wieder sind es neue Kindernamen, mit denen schreckliches Leid verbunden ist. Der kleine Kevin in Bremen ist so ein Fall. Aber so weit muss man gar nicht gehen. In Mönchengladbach ging erst vor wenigen Jahren der Fall Vanessa vor Gericht. Erst im Prozess gegen die Mutter, die ihre Tochter getötet hatte, dann auch im Prozess gegen einen Mitarbeiter des Jugendamts. Das Verfahren wurde 2004 eingestellt.
Beim Thema Vorsorge will die Stadt einen weiteren Schritt gehen. Als präventiver Kinderschutz soll ein soziales Frühwarnsystem eingerichtet werden - in enger Kooperation von Jugendamt und Gesundheitsamt mit zahlreichen weiteren Institutionen. Vorrangiges Ziel sei, so formulierte es Sozialderzent Michael Schmitz, "ein über die bisher bereits bestehenden und gut funktionierenden Aufgaben und Leistungen im Sozialen Dienst hinausgehender effektiver Kinderschutz". Die beteiligten Institutionen - vom Haus- und Kinderarzt über Kliniken, Kindertagesstätten, Familienzentren, die Arbeitsgemeinschaft Arge bis hin zu Schulen - sollen besser vernetzt werden.
So sollen mögliche Risiken im Kreislauf von der Geburt eines Kindes an über kinderärztliche Untersuchungen bis zur Sprachstandserhebung und Einschulung frühzeitig erkannt und vorbeugend niederschwellige Hilfen angeboten werden.
Das Jugendamt habe seit dem vergangenen Jahr, so Schmitz, eine Reihe von Wegen zur verbesserten Information und Kooperation der Beteiligten beschritten. Dazu gehöre alles, von Informationsveranstaltungen bis zu Kooperationsvereinbarungen. "Doch die Praxiserfahrungen zeigen, dass trotz aller Informationen oft zunächst unklar ist, ob eine Kindeswohlgefährdung droht oder ein Gefährdungsrisiko aufgrund der Lebenssituation von Eltern und Kindern besteht", berichtet Schmitz. Hier soll die Koordinierungsstelle zur Klärung beitragen.
Darüber hinaus sei manchmal schon während der Schwangerschaft oder nach der Geburt aufgrund unterschiedlicher Belastungen zu erkennen, dass es wahrscheinlich ist, dass die Eltern erzieherisch überfordert sein werden und die Lage riskant ist. Solche Belastungen sind zum Beispiel ungewollte Schwangerschaften, sehr junge Mütter, psychische Erkrankungen.
Vor diesem Hintergrund sollen bei der Koordinierungsstelle alle Fäden zusammenlaufen. Sie soll zentraler Ansprechpartner für alle internen und externen Beteiligten sein und klären, welche Unterstützung erforderlich ist, um die Kinder zu schützen.