Kaufland-Planung erhitzte die Gemüter

Bei einer Infoveranstaltung in Holt wurde emotional diskutiert. Vor allem die Verkehrszunahme sorgt die Anwohner.

Foto: Jörg Knappe

Mönchengladbach. Verkehr, Lärm und eine Gefahr für den bestehenden Einzelhandel — viele Bürger äußern sich am Donnerstagabend bei einer Informationsveranstaltung in Holt sehr emotional und kritisch über den Plan, ein Kaufland-Warenhaus auf dem Gelände des ehemaligen Praktiker-Baumarktes zu errichten.

Arno Oellers, Vorsteher des Stadtbezirks West, lud ein. Mit dabei waren Joachim Bücker, Geschäftsführer der H & J Jessen Baugesellschaft, Volker Hildebrand, Expansions-Leiter bei Kaufland, Katja Mehring (Geschäftsführerin bdmp Architekten und Stadtplaner) und weitere Experten. Zunächst stellte Hildebrand die Vorteile eines Kauflandes in Holt dar. So würden nach seinen Angaben beispielsweise 80 bis 100 neue Arbeitsplätze entstehen. Mehring erläuterte anschließend, dass sich der Neubau an die vorhandenen Häuser anpassen und niedriger als das bisherige Praktiker-Gebäude werden soll.

Diplom-Ingenieurin Stefanie Pollok präsentierte ein Gutachten, für das das Verkehrsaufkommen gezählt wurde — und zwar im September 2013, als der Baumarkt noch existierte. Pollok prognostiziert ein höheres Verkehrsaufkommen und rechnet mit einem Plus von 2760 Kfz-Fahrten pro Werktag. Besonders betroffen sei die Bahnstraße, über die auch die Anlieferung erfolgen soll.

Über den Verkehr sorgt sich auch ein Freundeskreis um Ernst Deußen (80) und Karl Quante (74). Sie alle wohnen an der Bahnstraße. Bücker und Hildebrand versicherten, dass nicht mehr als 20 bis 25 Fahrzeuge pro Tag anliefern würden — nicht vor 6 und nicht nach 22 Uhr. Das sei „überschaubar“.

Viele Bürger sind der Meinung, dass der Einzelhandel in Holt aktuell gut aufgestellt ist. „Wir haben acht Supermärkte! Lasst uns in Ruhe! Die Belastung ist viel zu stark! Geht zum Nordpark!“ sagte der Holter Helmut Jansen (76) verärgert. Bücker entgegnete, dass er schließlich nichts anderes tue, als die Geschäfte der Firma zu führen. Ein Nachfolgebaumarkt habe sich nicht gefunden. So sei es schließlich besser, als die Fläche früher oder später zu einem „Rattenloch“ verkommen zu lassen.

Auch der Konflikt zwischen „Holt hat’s“ und der Firma Jessen wurde aufgegriffen. Bücker meinte, die Gemeinschaft wäre nicht zu einem Gespräch bereit gewesen. Thomas Peters von „Holt hat’s“ konterte, dass das verabredete Gespräch nur abgesagt wurde, weil die Firma Jessen die angeforderten Gutachten nicht vorab zur Verfügung gestellt hatte.

Schließlich wurde auch das Vorgehen kritisiert. Georg Weber, planungspoitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, hätte es gerne gesehen, wenn ein Bebauungsplan eingesetzt würde anstatt nach Paragraf 34 vorzugehen. So sei das Verfahren nicht transparent und es gebe keine Bürgerbeteiligung.

Fazit vieler Bürger war: „Kaufland ist doch längst beschlossene Sache. Wir können eh nichts machen“, sagte Deußen.