Sie steht mit ihrem Mitschüler Leon (9) an der Kreuzung Annakirchstraße/Lindenstraße. Die Kinder der Annaschule beobachten in Gruppen unterteilt und an verschiedenen Punkten aufgestellt den ganzen Vormittag Autofahrer und deren Fehlverhalten.

Ein paar Meter weiter steht Enes (9) mit seinen Freunden vor einem Supermarkt. Sie beobachten welche Fahrer nicht angeschnallt sind oder mit dem Handy telefonieren. In den ersten Minuten malten die Kinder schon sieben Striche auf ihre Checkliste, einen für jeden nicht angeschnallten Autofahrer. Enes weiß, wie gefährlich der Straßenverkehr sein kann: "Ich wurde einmal an der Schule fast angefahren, als ich über die Straße gegangen bin. Das Auto kam so schnell um die Ecke, dass es mich nicht gesehen hat. Ich habe mich total erschrocken", berichtet der Junge. Die Kinder sollen die Autofahrer aber nicht auf ihr Verhalten ansprechen. "Sie sollen die Fahrer nicht disziplinieren", stellt Schulleiterin Ursel Thomas klar.

Am meisten zu tun hat an diesem frühen Morgen die Gruppe mit Selena (9), Kristina (8) und Terry (9). Die drei stehen an der Bushaltestelle der Schule. Selena ruft ihrer Freundin zu, wie viele Autofahrer ohne geschlossenen Gurt fahren: "Wieder drei nicht angeschnallt", ruft sie und wartet ab, bis Kristina drei Striche auf ihrer Liste gemacht hat. Innerhalb weniger Minuten sind 30 kleine Striche auf dem Papier. "Ich schnalle mich im Auto immer an", sagt Kristina.

Schulleiterin Ursel Thomas will die Kinder mit dieser Aktion auf das häufige Fehlverhalten von Fahrern und Beifahrern aufmerksam machen. "Wenn Kinder wissen, dass die Fahrer auch mal falsch handeln und nicht konzentriert sind, verhalten sie sich selbst vorsichtiger", so Thomas.

Die Gruppe, die vor dem Schultor aufpassen soll, nimmt ihre Aufgabe so genau, dass sich sogar nicht nur Autofahrer der Kontrolle stellen müssen. Eine Frau, die ihren Hund an der Leine Gassi führt, wird gleich in die Beobachtungen einbezogen. "Der Hund ist angeschnallt", ruft einer der Jungs und lacht.