Unglückshaus vor dem Abriss

Explosion: Der Sturm verzögert die Suche nach der Ursache. Verletzte weiter im Koma. BILDER von der UNGLÜCKSSTELLE

Mönchengladbach. Nach der schlimmen Explosion am Siepensteg in Hermges - sie forderte ein Todesopfer und neun Verletzte - liegt seit Dienstag das Obduktionsergebnis des Opfers vor.

Die Kriminalpolizei hatte angeordnet, Karl-Heinz I. von Pathologen untersuchen zu lassen. Sein Leichnam konnte am vergangenen Sonntag, wie die WZ berichtete, nach stundenlanger Suche aus den Trümmern geborgen werden. "Der Mann war nach der Explosion auf der Stelle tot", sagte Polizeisprecher Willy Theveßen gegenüber der WZ.

Der 45-Jährige, der als Kfz-Mechaniker gearbeitet hat, sei von den Trümmermassen erschlagen worden. Damit tritt die Polizei Mutmaßungen über eine lange Leidensdauer des 45-Jährigen entgegen, die in Hermges kursierten.

Unterdessen setzten die Statiker der Stadt ihre Untersuchungen am Dienstag am Haus Nummer 11 fort. "Es ist noch nicht zu sagen, ob es erhalten werden kann. Teile der Wände und Decken haben bis zu fünf Zentimeter breite Risse", sagt ein Statiker. Der Sturm verzögerte am Mittwoch weitere Arbeiten. Erste Ergebnisse der Ursachenforschung seien nicht vor Donnerstag zu erwarten.

Nachdem eine ehemalige Bewohnerin des Hauses in den vergangenen Tagen Gasgeruch vernommen haben will, hatte die NVV alle Schadensmeldungen überprüft. Allerdings wies NVV-Sprecher Helmut Marmann darauf hin, dass die Zuständigkeit des Versorgers am Hausanschluss endet. "Bis dort lag kein Fehler oder Leck im System vor. Wie das Gas danach genutzt wird, können wir nicht überprüfen, weil es sich ja um Privateigentum handelt", so Marmann.

Unklar ist noch, was die Explosion ausgelöst hat: "Wir ermitteln in alle Richtungen und können noch keine Ursache ausschließen", so Theveßen. Zu Vermutungen - sie kursieren in der Nachbarschaft - der geschiedene Familienvater I. habe sich das Leben nehmen wollen, nimmt die Polizei keine Stellung. Das schwerstverletzte Paar (19 und 22), das im Unglückshauses Nr. 11 wohnte, liegt laut Polizei weiter im Koma.

Inzwischen sind die ersten Wohnungen in den Häusern neben dem Unglücksgebäude wieder bewohnt. Gestern waren dringlichste Sanierungen abgeschlossen.

Im Inneren der Häuser ist der Schaden jedoch unübersehbar. "Wir haben noch immer riesige Risse, die geflickt werden müssen", sagt Martina E. (42). Ob sie überhaupt in dem Gebäude wohnen bleibt, weiß sie nicht. "Momentan schrecke bei jedem leisen Geräusch auf und habe Angst ", sagt sie.

Wütend zeigt die 42-Jährige aus dem Fenster auf die überall hängenden zerfetzten Absperrbänder. "Wofür hat die Stadt den Ordnungsdienst? Ich verstehe nicht, dass die nicht vorbeikommen und das sehen. Kann sich eigentlich keiner vorstellen, wie uns dieser Anblick belastet", ärgert sich Martina E. maßlos. Deutlich ist zu merken, wie sehr sie unter dem Eindruck der Ereignisse steht.

19 Menschen wohnten ursprünglich im Haus Nummer 11. Für die nun in Not Geratenen hat die Stadt im Sozialamt eine Anlaufstelle eingerichtet. Dort werde unbürokratisch geholfen, heißt es.