Kinderpornografie: Gladbacher vor Gericht
In einem der bundesweit größten Prozesse dieser Art ist auch ein 44-Jähriger vom Niederrhein angeklagt.
Mönchengladbach. In Darmstadt stehen seit Donnerstag neun Angeklagte vor dem Landgericht. Die Männer aus verschiedenen Bundesländern, darunter ein 44-Jähriger aus Mönchengladbach, waren nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Drahtzieher eines international operierenden Kinderporno-Rings und organisierten Treffpunkte im Internet. Zwei Angeklagte sollen zudem Kinder missbraucht haben.
Die meisten Angeklagten hatten die Taten bereits gestanden, einer von ihnen bat ein junges Opfer um Entschuldigung. Diese Frau ist Nebenklägerin. Bei dem am Donnerstag beginnenden Prozess handelt es sich um einen Neustart: Der erste Prozess war geplatzt, weil sich eine Schöffin voreingenommen gegenüber dem 44-jährigen Angeklagten geäußert hatte. Das Gericht hatte dem Befangenheitsantrag seines Mönchengladbacher Verteidigers stattgegeben.
Erneut musste deswegen am Donnerstag die mehrere hundert Seiten dicke Anklageschrift verlesen werden. Regungen zeigten die Männer dabei nicht. Sie sind unter anderem bei der Bundeswehr beschäftigt, Informatiker oder Geophysiker von Beruf.
In streng abgeschotteten Chatrooms sollen sie Kinderporno-Bilder von "unvorstellbarer Härte", so ein Staatsanwalt zu Beginn des ersten Prozesses, getauscht haben. Auf den Bildern sollen unter anderem Missbrauchsszenen mit Säuglingen zu sehen gewesen sein.
Der zweite Anlauf begann mit einem Antrag des selben Mönchengladbacher Verteidigers - diesmal wegen der Besetzung der Kammer. Die Namen der beiden neuen Schöffen seien ihm erst kurz vor Beginn der erneuten Hauptverhandlung bekanntgegeben worden. Der Anwalt beantragte, die Verhandlung für eine Woche zu unterbrechen.
Der Vorsitzende Richter unterbrach den Prozess jedoch nur für eine Stunde, der Antrag des Anwalts wurde abgelehnt. Für die Fortsetzung des Prozesses sind zunächst Termine bis Mitte November angesetzt.