Klagemauer: Von Wunschfamilien und Skateboardrampen

Die Auswertungen gehen an die Politik. Manche Klagen sind zum Teil sehr privat.

Mönchengladbach. Zwei Monate lang stand die Klagemauer an den unterschiedlichsten Orten in der Stadt: im Münster und in der Citykirche, in der Gesamtschule Espenstraße und in der Hochschule Niederrhein, im Arbeitslosenzentrum und im Obdachlosentreff. Hunderte von Klagen wurden daran geheftet. Jetzt wird die Aktion ausgewertet, damit die Klagen auch das Ohr der Verantwortlichen erreichen.

Manche Klagen sind sehr persönlich, wie das Bild, das eine Fünfklässlerin gemalt hat. Ein Mann, eine Frau und ein Kind sind darauf zu sehen. "Bitte bleibt bei mir" steht in einer Sprechblase über dem Kind. Andere Wünsche sind sehr konkret: mehr Gesamtschulen für Mönchengladbach werden gefordert oder eine Sanierung des Bunkers, in dem Obdachlosen übernachten können. Ein Junge möchte gern eine Skateboardrampe.

Aber die weitaus meisten der Klagen sind allgemein gehalten - die soziale Kälte ist ein Problem, das häufig auftaucht. "Wenn eines der reichsten Länder der Erde eine Klagemauer braucht, stimmt etwas nicht", meint einer.

Konkrete Fälle machen betroffen: "Mein Vater hat fast 50 Jahre gearbeitet, wurde dann krank", schreibt einer. "Die Folge: Sozialbestattung." Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und die Frage der Gerechtigkeit treibt die Menschen um: kein Geld für Kinder, aber Milliarden für die Banken lautet eine häufige Klage. "Hartz IV ist zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel", ist in verschiedenen Varianten ebenfalls häufig zu lesen.

Die Studiengebühren bedrücken die Studenten, aber manch einer fordert auch, nicht so viel zu klagen, sondern zu handeln.

Das Bündnis für Menschenwürde und Arbeit, das die Aktion Klagemauer durchgeführt hat, wird jetzt die Klagen thematisch sortieren und dokumentieren. "Nach der Bundestagswahl werden wir die Ergebnisse den neugewählten Volksvertretern präsentieren", erklärt Mitinitiator Wolfgang Fels.

Viele der Klagen spiegelten ein Gefühl der Ohnmacht wieder. Es sei wichtig, dass die Politiker davon erfahre.