Klirrender Kälte — und kein Zug in Sicht
In Gladbach fielen Dienstagmorgen zahlreiche S-Bahnen wegen des Streiks aus.
Mönchengladbach. „Dieser Betrieb wird bestreikt“ — ein schlichtes Schild im Fenster der S-Bahn wies darauf hin, dass dieser Zug zunächst einmal nicht den Gladbacher Bahnhof verlässt. Zwischen sechs und acht Uhr blieben zahlreiche S-Bahnen am Dienstag im Bahnhof stehen — und damit auch die Fahrgäste. In klirrender Kälte mussten sie ausharren.
„Vor allem die Strecke zwischen Mönchengladbach, Neuss und Düsseldorf war stark betroffen“, erklärte Bahn-Sprecher Gerd Felser. Viele S-Bahnen seien ausgefallen, etliche Regionalbahnen auch. „Gladbach gehörte zu den Städten, in denen der Streik der Lokführer deutlich zu spüren war“, sagte Felser. Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hatte Dienstagmorgen Streiks durchgeführt, um ihrer Forderung nach einheitlichen Tarifstandards für die rund 26 000 Lokführer in der gesamten Bahnbranche entsprechenden Nachdruck zu verleihen.
Einige Berufspendler gingen nach der Ankündigung von Streiks am Montagabend schon gar nicht mehr das Risiko ein, am Bahnsteig warten zu müssen. So wie Oliver Schippers. „Ich habe die Hotline der Bahn angerufen, um zu erfahren, ob meine Strecke nach Essen ebenfalls betroffen ist“, erklärte der Gladbacher. „Aber als nur eine Bandansage zu hören war, habe ich mich dazu entschlossen, besser mit dem Auto zu fahren.“
Auf Gladbachs Straßen und den umliegenden Autobahnen kam es aber durch den Streik nicht zu mehr Staus. „Das Verkehrsaufkommen war wie an den meisten Tagen“, teilte ein Sprecher der Autobahnpolizei mit.
Zwar noch mit Verspätungen, teilweise sogar 120 Minuten, aber ab acht Uhr rollten die Bahnen wieder. „In der Regel dauert es so ungefähr zwei Stunden, bis alles wieder nach Plan läuft“, so Bahnsprecher Felser. Mit zusätzlichem Servicepersonal hatte die Bahn auf die am Vorabend angekündigte Arbeitsniederlegung reagiert. „Dadurch, dass in Gladbach kein Fernverkehr herrscht, haben wir die Situation schneller wieder im Griff.“ Tatsächlich war die Situation am Gladbacher Bahnhof ab elf Uhr recht normal.
Das Ehepaar Kucklowiet war zum Verwandtenbesuch nach Mönchengladbach angereist. Ihr Zug aus Aachen kam rund 35 Minuten nach seiner eigentlichen Ankunftszeit im Hauptbahnhof an. „Wir haben von unterwegs angerufen und Bescheid gesagt, dass wir uns verspäten“, erzählte Käthe Kucklowiet. Das Ehepaar ärgerte sich aber nicht über diese Situation, sondern hatte vielmehr Verständnis.
Im Laufe des Tages normalisierte sich die Situation, auf den Bahnsteigen wurden nur noch einige kleinere Verspätungen durchgesagt: „Mein Zug kommt zehn Minuten später an. Eigentlich doch ganz normal“, sagt eine junge Frau aus Venlo lachend.