Kohlrabenschwarze Flotte aus Tiefgarage geborgen
Nach der Brandstiftung an der Annakirchstraße begann am Montag der Abtransport von 140 Wagen.
Mönchengladbach. Die halbe Annakirchstraße ist zugeparkt mit gelben Abschlepp-Lastwagen. Ein wendiger flacher Massif-Jeep des Bergungs-Spezialisten Bröker holt Auto um Auto aus der Tiefgarage unter den Wohnblöcken heraus. Kohlrabenschwarz sind die Wagen, die er im Schlepptau hat. Hinter dem Steuer von Citroën, Seat oder Nissan sitzen Schneemänner — Helfer in weißen Schutzanzügen mit sogenannten P3-Masken. Sie filtern unter anderem die Rußpartikel aus der Luft, die die Tiefgarage erfüllen und bis weit über den Ausgang hinaus leicht beißend in die Nasen der Zuschauer steigen.
Die Stimmung der Menschen, die das Schauspiel vom sicheren Bürgersteig aus beobachten und in den meisten Fällen auf den Abtransport ihrer Wagen warten, schwankt zwischen nervöser Aufregung, ungeduldiger Genervtheit und verzweifeltem Galgenhumor. „Sie Armen, Sie müssen da runter in den Dreck“, ruft ein Mittsiebziger einem der Männer zu, die die Aktion begleiten.
„Ohne Dreck können wir gar nicht mehr leben“, antwortet Orhan Altug lachend. Der Vorarbeiter der Firma Belfor aus Duisburg hat mit weiteren zwölf Leuten tagelang mit Spezialsaugern, die für alles von Asbest bis Schimmel eingesetzt werden, den Ruß von Decken, Wänden, Böden und Autos in der Tiefgarage gesaugt. Das Team räumte Deckenleitungen und Rohre ab und auch alle anderen losen Teile, die vom Feuer zerstört wurden.
Erst dann wurde der Fahrzeug-Unterstand freigegeben, um die 140 Wagen, die seit der Brandstiftung am 6. Februar zum Dauerparken im Keller verdammt waren, zurück ans Licht zu holen. Darunter auch ein Porsche und ein nicht angemeldeter und deshalb nicht versicherter Oldtimer-Mercedes.
Fünf Autos wurden komplett von den Flammen zerstört. Weitere im direkten Umfeld angeschmort. Gummi- und Plastikteile schmolzen. Selbst die fahrbereiten Wagen, die hinter einer Brandschutztür nur leicht von Ruß überzogen wurden, dürfen nicht gezündet und herausgefahren werden. „Es könnte Ruß in der Elektrik sitzen oder durch eine Kettenreaktion Salzsäure entstanden sein“, sagt Hausmeister Andreas Wagner, der den Bewohnern der Anlage bei der Abwicklung hilft.
Helga Peters schaut nicht zu, ob ihr nicht einmal drei Jahre alter C-Max, der gegenüber vom Brandherd stand und wie 49 andere Autos stark beschädigt wurde, vielleicht gerade geborgen wird. „So etwas erlebt man nicht so häufig“, sagt sie über das Feuer und lässt sich gerne ablenken. Gerade liefert ihr ein Möbelhaus eine neue Sitzgarnitur. „Die hätte ich nicht bestellt, wenn ich das mit dem Feuer geahnt hätte.“ Mit der Versicherung werde es wohl, wie bei allen, lange dauern. Danach wüssten sie und die Nachbarn nicht, wo sie alle parken sollen. Die Tiefgarage kann auf lange Sicht nicht genutzt werden.