Lampenschirme erhellen die Altstadt
100 Besucher kamen zum Lichterfest in die Waldhausener Straße.
Ziemlich verrückt sind diese hoch über der Waldhausener Straße baumelnden Lampenschirme auf jeden Fall. Aber eben auch kreativ, nützlich und hübsch-hässlich zugleich, irgendwo in dem offenbar schier unendlichen Raum zwischen Kunst und Angstraum-Vermeidung. Jedenfalls hängen jetzt ein paar Dutzend dieser in den 50er und 60er Jahren schicken Einrichtungsgegenstände wie überdimensionale Lampions an zwei, vielleicht 50 Meter voneinander entfernten Stellen über dem Altstadtpflaster und locken zum von der Kulturküche veranstalteten „Lichterfest“ weit mehr als 100 Leute an diesem Freitagabend an eine Stelle der Stadt, die für gewöhnlich nicht gerade zum Verweilen einlädt. Aber das ist der Sinn der Sache.
Susanne Titz, Direktorin des Museums Abteiberg, hält die Rede zum Eröffnungs-Fest. Und beglückwünscht die Macher vom Verein Kulturkram, Kulturküche und Initiative Altstadt für ihre Idee, die mit Mitteln aus dem städtischen Topf für Wohnumfeldverbesserung verwirklicht werden konnte. Von den vielen Spendern nicht zu reden. Und ihren Dickkopf, das Projekt einer etwas anderen Straßenbeleuchtung mit nicht sofort begeisterten Anwohnern und Bedenkenträgern in die Tat umzusetzen. „Grandios“, sei das Ergebnis in Titz’ Wahrnehmung, sie sei „regelrecht gerührt“ von dem Ergebnis, das in ihren Augen „das Leben in dieser Stadt ein weiteres Stück lohnender“ macht. Ja, die Kunsthistorikerin in der Museumschefin findet sogar einen Weg zur Malerei von René Magritte („was ist real, was nicht?“) oder Kippenbergers „Besoffene Laterne“.
Seit Monaten stöbern Gladbachs Kreative auf Trödelmärkten nach diesen beigen, mit Stoff oder Trevira bespannten Überzügen, die noch in Zeiten der Studentenrevolte bürgerliche Wohnzimmer-Stehlampen zu Prestige-Objekten für zeitgemäßes Wohnen adelten. In Plissee oder glatt, mit und ohne Volant, Fransen oder pur, meist rund, bisweilen aber auch von abgerundet quadratischem Grundriss. Sie baumeln jetzt in voller Schönheit zwischen dem- Haus eines Raumausstatters und einem heruntergekommenen Nachtclub und an der Kulturküche. Zum Lichterfest gab’s sogar Live-Musik von Liedermacher Marius, später legte ein DJ auf und die Gäste konnten nach Lust und Laune essen, trinken und gemütlich sein.
Die Lampenschirme jedenfalls verbreiten warm gelbes Licht und sollen Wind und Wetter trotzen. Zur Not gibt’s im Keller der Kulturküche Ersatz. Eine dritte Lampen-Stelle an der Waldhausener Straße ist ebenfalls schon ausgeguckt. Wie endete Museumschefin Susanne Titz ihre Ansprache: „Nehmen Sie den Applaus als Ansporn zum Weitermachen.“