Mehr als nur niedliche Statisten

Der Ideengeber für die Krippe konnte nicht ahnen, welchen Erfolg sie feiern würde, auch wegen ihrer tierischen Figuren. Edmund Erlemann erzählt von deren Bedeutung.

Mönchengladbach. Wunder, Reisen, Abenteuer, Exotik, Promis, Gold, Liebe, Kinder und Tiere. Das alles sind Zutaten der Erfolgsrezepte von Bestsellerautoren. So fesseln sie heutzutage Leser mit ihren Geschichten, lösen die größten Gefühle aus.

Aber da klingelt doch was. Und es ist nicht nur das Weihnachtsglöckchen bei der Bescherung. Eine wundersame Empfängnis, ein anstrengender Weg für Maria und Josef, der kleine Jesus zwischen Esel und Ochs, die Könige aus einem fernen Land und ihre Geschenke. Da ist alles vereint, von dem manche Autoren nur träumen können.

Die Weihnachtsgeschichte, die von der Geburt Jesu, ist für Edmund Erlemann, Gladbachs bekanntesten Priester, „die tiefste und anrührendste Geschichte der Bibel“. In der kleinsten Hütte in Bethlehem ist gerade noch so Platz für Maria, Josef und das Kind. Wer das Weihnachtsevangelium (Lukas 2) liest, findet Ochs und Esel dort zwar nicht. Trotzdem haben in Weihnachtskrippen überall auf der Welt die tierischen Bewohner ihren festen Platz. Den meisten Menschen würde sonst auch etwas fehlen. Etwas fürs Herz. Für strahlende Kinderaugen.

Aber Esel und Ochs sind keine niedliche Staffage. Die Schafe der Hirten und die Kamele der Könige nicht nur dekorative Statisten. „Alle haben eine tiefe Bedeutung“, sagt Erlemann, der übrigens gerade erst von Jerusalem nach Bethlehem gewandert ist.

Der Esel, zählt Erlemann auf, sei ein Tier, das in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich bewertet werde. Das Huftier stehe zwar einerseits für Eigensinn, andererseits aber auch für besondere Weisheit, Geduld, Tragfähigkeit und Belastbarkeit. Es sei ein Freund des Menschen. „Wer je in Palästina war, der weiß, wie viele Menschen heute noch mit Eseln arbeiten oder auf ihnen reiten“, berichtet Edmund Erlemann.

In der Bibel gebe es Bezüge, die ganz wesentlich sind, sagt Erlemann. Und der Esel ist ein treuer Begleiter in vielen Geschichten. Der Esel trägt Maria und das Kind. Jesus zieht später auf einem Esel nach Jerusalem ein. Eine Szene, die man im Übrigen auch im Bibelfenster im Gladbacher Münster sehen kann. Ein Esel ist der Retter des Volkes Israel (siehe Kasten).

Der Ochse steht aus theologischer Sicht stellvertretend für die Heiden an der Krippe. Ochs und Esel seien zwar sehr verschiedene Tiere, aber sie stünden hier gemeinsam im Stall, betont Erlemann.

Damit würden, in der christlichen Weihnachtsgeschichte Juden und Heiden „in das Wunder der Geburt Jesu mit einbezogen und die trennende Wand zwischen Juden und Heiden beziehungsweise Juden und Christen eingerissen“. Stand, Religion oder Herkunft seien Nebensache.

Was die wesentlichen tierischen Gestalten der Krippe angeht, wären da noch die Schafe. Sie haben in der Bibel immer wieder eine zentrale Rolle. „In der Krippe stehen sie symbolisch für das, was passieren wird“, sagt Erlemann, „ihre Lämmer nehmen das Leben des Kindes symbolisch vorweg — ihm wird es so ergehen wie den Schafen, die geschlachtet werden“.

Dabei geht es einerseits um die Bibelstelle, in der Johannes der Täufer Jesus als das „Lamm Gottes“ bezeichnet, das die Sünde der Welt „wegnimmt“. Andererseits wird Jesus wie die Hirten sein. Im Neuen Testament nennt er sich der „wahre Hirt“.