Mönchengladbach. Für die einen ist sie das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, für andere schlicht einer der größten Arbeitgeber der Republik: Die Rede ist von der deutschen Metallbranche. Fest steht jedoch, dass gerade die Arbeitnehmer in metallverarbeitenden Berufen zu den größten Verlierern der Wirtschaftskrise gehören.
Denn laut einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit, die die Arbeitslosenzahlen vom Frühjahr 2009 mit denen des Vorjahreszeitraums verglichen hat, hat die krisenbedingte Arbeitslosigkeit in keinem Bereich mehr zugenommen als hier.
Demnach sind die Arbeitslosenzahlen bei Drehern, Fräsern und Bohrern um 67 Prozent in die Höhe geschnellt, bei Schweißern, Lötern und Nietern um traurige 52 Prozent. Auch Schlosser und Maschinenbauer leiden unter der Krise: Hier beträgt der Anstieg immerhin noch 22 Prozent.
Auf Anfrage unserer Redaktion hat die Mönchengladbacher Arbeitsagentur die lokalen Zahlen ermittelt. Das Ergebnis: Der Trend bestätigt sich auch in Mönchengladbach. Bei Drehern ist in der Stadt die Arbeitslosigkeit um 104 Prozent gestiegen, bei Fräsern um 77 Prozent, bei Maschinenschlossern um 23 Prozent und bei Lötern sogar um 366 Prozent.
Die WZ hat nachgefragt: Sind Jobs in der Metallbranche anfälliger für Konjunkturkrisen und damit gefährdeter als andere? "Natürlich ist der Produktionsbereich von einer Krise immer schneller betroffen als der Entwicklungssektor", sagt Frank Taufenbach, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Mönchengladbach.
Seiner Meinung nach ist Mönchengladbach sowohl konjunkturell als auch strukturell betroffen: "Zur Konjunkturkrise kommt die Strukturkrise im Textilmaschinenbau, die sich dadurch noch weiter verschärft hat."
Der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit sei zum einen auf Entlassungswellen bei großen Textilarbeitgebern wie Trützschler und Schlafhorst zurückzuführen, zum anderen hätten wegen der Krise viele Arbeiter ihren Job verloren.
Fachkräfte seien davon jedoch bisher weniger betroffen als Leiharbeiter oder ungelernte Kräfte. Daher sieht er auch weiterhin gute Aussichten für die Metallberufe: "Ein qualifizierter Facharbeiter hat immer gute Chancen, einen Job zu finden."
Taufenbach blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. "Ich hoffe, dass wir die großen Entlassungswellen bereits hinter uns haben", sagt der Metallgewerkschaftssekretär. Er setzt darauf, dass durch Kurzarbeit weitere Kündigungen verhindert werden können.
Reinhold Schneider, Geschäftsführer der Metallunternehmerschaft Gladbach, stützt diese These. Er glaubt jedoch nicht an eine strukturelle Krise der Metallbranche: "Von der Arbeitslosigkeit sind meiner Meinung nach vor allem Zeit- und Leiharbeiter betroffen, kein Stammpersonal." Im Gegenteil: "Unsere Unternehmen versuchen, Beschäftigung zu halten."
Schneider setzt zumindest mittelfristig einige Hoffnung in die Kurzarbeit. Ihn stimmt positiv, "dass die Krise bei der Hälfte unserer Mitgliedsfirmen noch nicht angekommen ist."