Migration: „Spielend“ zum Beruf
Mit einem Theaterworkshop will die Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien Hautpschülern helfen, Sprachprobleme und Konflikte zu bewältigen.
<strong>Mönchengladbach. Regina spuckt schnell den Kaugummi in den Mülleimer, dann geht sie nach vorne und stellt sich vor die Gruppe. "Ihr seid jetzt der mögliche Arbeitgeber", erklärt die Schauspielerin und Theatertherapeutin Susanne Kehrein den anderen 13 Jugendlichen, die in dem großen hohen Raum des Jugendclubhauses Westend auf Stühlen sitzen. Simuliert werden soll ein Bewerbungsgespräch, die 15-jährige Regina sucht eine Ausbildungsstelle zur Ergotherapeutin. Sie ist offenbar ein selbstbewusstes Mädchen, gibt auf viele Fragen aus der Runde, etwa zu ihren Vorstellungen vom Beruf und der Finanzierung der Ausbildung, wohlüberlegte, klare Antworten. Nur manchmal gerät sie ins Stocken, und ihre Hände, die durch den schräg geschnittenen dunkelbraunen Pony fahren oder sich unter den Oberschenkeln verstecken, verraten eine gewisse Nervösität. Mit einem "Theaterworkshop" will die Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kinder und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) Hauptschülern helfen, nach ihrem Abschluss eine Ausbildung antreten und diese auch erfolgreich beenden zu können. Zum Programm gehören etwa Strategien zur Konfliktbewältigung. Bedingungen für die Teilnahme an dem zweitägigen Training, das bis gestern lief: Die Neuntklässler haben die ersten Schuljahre noch im Land ihrer Eltern verbracht, zum Beispiel in Russland, Togo oder Afghanistan, und bereits ein Betriebspraktikum in Deutschland absolviert. "Es ist ein offenes Geheimnis, dass Hauptschüler bei der Ausbildungsplatzsuche benachteiligt sind", sagt Projektleiter Manfred Drehsen. Und Schüler mit "Migrationshintergrund" seien doppelt benachteiligt. RAA-Leiterin Jutta Michanickl-Albers nennt dafür drei Gründe: die Schwierigkeit, sich mit einem nicht "typisch deutsch" klingenden Namen oder mit Akzent zu bewerben, die andere "Sprach- und Lernkultur" und die mangelnden Kenntnisse und Möglichkeiten des Elternhauses bei der Berufswahl. "Es sind vor allem die Sprachprobleme", betont die Regisseurin Heike Beutel, die wie Susanne Kehrein vom Wupper-Theater kommt. Deswegen trainieren die beiden Fachkräfte mit den Jugendlichen Gesprächssituationen. Oleksiy (16) und Dragana (17) sitzen sich gegenüber. Der Junge möchte Kinderarzt werden, Dragana spielt eine Personalchefin. Er wippt permanent mit den Füßen, sie stellt ihre zierlichen schwarzen Slipper deshalb auf Oleksiys riesige weiße Sportschuhe. "Das macht man nicht", sagt sie. "Ich bin so nervös", entschuldigt sich der Schüler.
Die Regionale ArbeitsStelle (RAA)
Leitlinien: Die Arbeit der RAA orientiert sich nach eigenen Angaben an einem Menschenbild, das von Wertschätzung und Respekt geprägt sei.
Adresse: Die Regionale Arbeitsstelle hat ihren Sitz an der Alexianerstraße 4. Telefonisch ist sie unter MG 837053 zu erreichen.