Millionenwert mit Schrottanteilen
Kann ein intensiverer Verkauf von Gebäuden die städtische Bilanz retten?
Mönchengladbach. Sparen, sparen, sparen. Der Stadt steht mit rund 1,3 Milliarden Euro Schulden das Wasser bis zur Unterlippe. In den kommenden Jahren soll der Rotstift stärker eingesetzt werden als zuletzt — das verlangt Düsseldorf zum Ausgleich für dreistellige Millionenhilfen, Stärkungspakt genannt. Kann ein intensiverer Verkauf städtischer Immobilien die Schuldenlast mindern? Die WZ fragte nach.
Jörg Schlein ist Chef beim Stadtbereich unter anderem für Gebäude-Management. Er hat der WZ die folgenden Zahlen genannt.
Ob Kitas, Schulen, Rathäuser, das Museum Abteiberg — hier steht in der Bilanz ein Wert von rund 350 Millionen Euro. Für 286 Gebäude bzw. 960 Gebäude-Teile. Beispiel: Das Schulhaus ist ein Teil, die Turnhalle ein weiterer. Der dortige Grundstückswert ist mit insgesamt 260 Millionen Euro beziffert. Jährlich verlieren die Stadthäuser an Wert — zwölf Millionen Euro. Ein Grund: Die Stadt investiert viel zu wenig in den Erhalt der Substanzen.
Die Stadt ist auch Großvermieter. Sie besitzt knapp 400 Objekte mit unzähligen Wohnungen. Sie stellen einen Wert von 16 Millionen Euro dar, der Boden darunter: 29 Millionen Euro. Die Wohngebäude werden von den Stadttöchtern GWSG und Kreisbau AG gemanagt. Beide Firmen will die Ampel-Koalition verschmelzen.
Die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG, ebenfalls eine Stadtfirma, betreut für die Kommune einen „Sonderbereich“. Sie hat die Aufgabe, Objekte so schnell und so teuer wie möglich an Investoren zu veräußern. Das gelingt selten. So konnte das frühere Kulturamt, Albertusstraße, an junge Unternehmer abgestoßen werden. Oder die ehemalige Bezirksverwaltungsstelle gegenüber dem Haus des Handwerks, Pescher Straße.
Doch das Geschäft sei schwierig, sagen Fachleute. So sitzt die Stadt bzw. ihre EWMG auf einem „hohen Anteil“ Schrott-Immobilien bzw. hat in ihrer Liste Komplexe stehen, die seit Jahren leer stehen. Schrottig ist nicht nur die Häuser-Zeile gegenüber dem Verwaltungsgebäude Oberstadt, Aachener Straße. Auch an der Sandradstraße stehen Häuser, die kaum Käufer finden. Für das „Gesundheitsamt“, Gartenstraße, interessiert sich der Landschaftsverband, einen Kaufvertrag gibt es noch nicht.
Reizthema geworden ist das ungenutzte Finanzamt Wilhelm-Strauß-Straße. Ex-EWMG-Chef Manfred Nieland kaufte es für Millionen — nun klagt die EWMG gegen den Alt-Eigentümer wegen „gravierender Mängel“.
Wie viele „Gebäude-Sonderobjekte“ die EWMG verwaltet, ist Geheimsache. In der Ampel fragt man sich zudem, ob die Millionen-Werte der Immobilien „echt“ sind. Fakt ist, dass die bilanzierten Zahlen auf dem Immo-Markt nur selten erreicht werden.
Frustrierend ist der Fall der britischen Militärwerkstatt Reme, Lürriper Straße. Teile werden wie Sauerbier angeboten — seit Jahren.