Dolmetscher für Kulturen

15 Frauen und Männer helfen Einwanderern bei Behördengängen oder Alltagsproblemen. Sie selbst sind auch Migranten.

Mönchengladbach. „Weil wir Kontakt zu beiden Kulturen haben, sind wir prädestiniert, Vorurteile abzubauen,“, sagt Aysel Neuen. Die junge türkischstämmige Frau war bei einem Seminar zur interkulturellen Sensibilisierung dabei und brachte Polizistinnen die Kultur ihres Herkunftslandes nahe. Ihr erster Einsatz als qualifizierte Kulturdolmetscherin war erfolgreich. Aysel Neuen sorgte „für neue Erkenntnisse über die oft fremde türkische Mentalität“.

Aysel Neuen, Kulturdolmetscherin

Insgesamt haben 15 Frauen und Männer den Kulturdolmetscher-Kurs seit November absolviert. Er ist ein Angebot, das Katholisches Zentrum und Katholischer Verein für Soziale Dienste (SKM) gemeinsam auf die Beine gestellt haben.

In 84 Unterrichtsstunden verteilt auf vier Module standen für die Teilnehmer Themen wie kulturelle Unterschiede, richtige Gesprächsführung, rechtliche Grundlagen für Einwanderer oder Kenntnisse über Netzwerke für Migranten auf dem Stundenplan.

„Aufgabe des Kulturdolmetschers ist es, Migranten bei Gesprächen mit Ämtern und Institutionen zu unterstützten“, sagt Maria Nickel vom SKM. In der Vergangenheit hätten verschiedene Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder Gerichte bei ihrer Einrichtung immer wieder den Bedarf angemeldet, beim Kontakt mit ausländischen Bürgern unterstützt zu werden, so die Sozialpädagogin.

Das Qualifizierungsangebot ist jetzt möglich geworden, weil Landesmittel für Bildungsarbeit mit bildungsfernen Schichten fließen. Maria Nickel vermittelt den Einsatz der ehrenamtlichen Kräfte, von denen die meisten selber einen Migrationshintergrund haben. Alle gemeinsam bringen 13 verschiedene Sprachen in ihre Arbeit ein. Dazu gehören etwa Kurdisch, Serbokroatisch, Vietnamesisch, Polnisch und Deutsch.

Inge Raken hat eine junge Afrikanerin in der Ausbildung begleitet und für sie vor allem Amtsdeutsch übersetzt. „Menschen mit Migrationshintergrund stoßen oft schon bei einfachen Worten an ihre Grenzen“, sagt die Kulturdolmetscherin. Probleme entstehen jedoch nicht nur durch Sprachbarrieren, sondern ebenso durch unterschiedliche kulturelle Prägungen. „Unsere Ehrenamtler haben gelernt, damit professionell umzugehen“ , erklärt Maria Nickel.

Fatima Jansen vermittelte bereits in ihrem Heimatland Marokko zwischen Arabern und Berbern. Jetzt unterstützte sie eine Arabisch sprechende Frau beim Anwaltsbesuch und fühlte sich besser vorbereitet. „Erst durch die Qualifizierung ist mir bewusst geworden, welche Barrieren es aus Unkenntnis zwischen den Kulturen geben kann“, sagt die Marokkanerin. Auch für Aysel Neuen ist der professionelle Rückhalt wichtig. Wenn Probleme auftreten, sei Maria Nickel zur Stelle.