Drei Tage Feier in Mönchengladbach Schützen feiern friedliches Fest
Mönchengladbach. · Drei fröhliche Tage liegen hinter den Gladbachern und dem neuen Bezirkskönig Jens Rupp.
Als Jens Rupp sich in seiner Kutsche erhob, brach die Freude aus ihm heraus. Der 50-Jährige riss die Arme in den Himmel, ballte die Hände zu Siegerfäusten und genoss die Momente vor, während und nach der Parade zum Stadtschützenfest, die er wohl nie vergessen wird: Jens Rupp ist neuer Bezirkskönig und feierte dies mit angemessener Euphorie, die er nur unterbrach, um sich gelegentlich eine Träne aus dem Auge zu wischen. „Ich bin einfach nur glücklich. Das wird ein tolles Jahr“, sagte der König der St. Vitus-Laurentius Bruderschaft Stadtmitte.
Am Samstag hatte er sich beim Vogelschuss mit dem 156. Schuss zum König gemacht. Unter sengender Sonne auf dem Sonnenhausplatz vor dem Minto fegte der aus Erfurt stammende Fernfahrer den da schon arg angeschossenen Holzvogel von der Stange. Mit Rupp waren weitere sieben Bewerber angetreten, um Nachfolger von Walter Dunkel als Bezirkskönig zu werden. Es hätte aber auch eine Nachfolgerin werden können, denn unter den Kandidaten war auch Barbara Kremer von der St. Margareten Bruderschaft Hockstein. Sie wird Rupp als Ministerin zur Seite stehen. Minister ist Michael Verbocket von der St. Josef Bruderschaft Mönchengladbach Stadt -Westend. Wie es ist, Bezirksmajestät zu sein, weiß Barbara Kremer aber schon. Ihr Mann Michael war 2014 „König der Könige“ im Bezirk, und an seiner Seite hat sie den Trubel erlebt, der Jens Rupp erwartet.
An Rupps Seite wird während seiner Regentschaft seine zukünftige Ehefrau Iris Nientiedt stehen. Von ihrer Rolle erfuhr sie vom König via Handy. Ihre Reaktion: „Hurra!“ Bezirksbundesmeister Horst Thoren sagte beim Empfang im Rathaus über die neue Majestät: „Er ist Fernfahrer, aber wird jetzt erstmal alle Bruderschaften in Mönchengladbach ansteuern.“ Am Sonntag wurden Jens Rupp, Barbara Kremer und Michael Verbocket im Münster in einer festlichen Messe vom Roermonder Weihbischof Everardus de Jong als neue Majestäten und Minister gekrönt.
Rund 30 000 Besucher waren beim Umzug und der Parade in der City
Die Schützen feierten über drei Tage ein fröhliches Fest in der Gladbacher Innenstadt. Rund 30 000 Besucher waren beim Umzug und der Parade in der City. Genau 2525 Schützen aus 33 Bruderschaften und Musiker aus zwölf Kapellen marschierten und musizierten – angeführt von der Prominenten-Truppe mit historischen Kostümen: Kaiserin Sissi (Barbara Gersmann) mit Kaiser Franz Joseph (Norbert Bude) ritten über die gut besuchte Hindenburgstraße vorbei an den zahlreichen Ehrengästen und Königen aus den Bruderschaften, bevor die neue Bezirksmajestät die Parade abnahm. Auch auf dem Sonnenhausplatz war am Sonntagabend nach Ende des verkaufsoffenen Sonntags beste Stimmung.
Aber die Bruderschafter mahnten auch in Gedenken an den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen und den damit verbundenen Kriegsausbruch am Sonntag vor genau 80 Jahren, indem sie im Münster bei der Messe einen Kranz niederlegten. Der trug als Aufschrift eine passende Zeile aus der Europahymne: „Alle Menschen werden Brüder.“ „Man kann sich fragen, ob man an einem solchen Jahrestag feiern kann“, sagte Horst Thoren in seiner Ansprache. „Wir sagen ja, weil wir ein Fest des Friedens und der europäischen Verbundenheit feiern und der Opfer gedenken.“ Vor wenigen Wochen erst hatten auch Schützenbrüder im polnischen Krakau die Gladbacher dazu ermuntert, das Fest an diesem Tag zu begehen, sich zu erinnern und zur europäischen Idee zu bekennen. „Bei Europa geht es nicht um die wirtschaftliche Komponente“, so Thoren. „Europa sichert den Frieden.“ Das unterstrich auch Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners: „Die Gemeinschaft der Schützen ist ganz wichtig in einer Zeit, in der viele das ,Ich’ obenan stellen.“ Reiners und Thoren zeichneten passenderweise das Europa-Königspaar Leo und Irma Niessen von der Gilde Sint Martinus Linne (Niederlande) mit einem Orden aus.
Dass die Schützen fortschrittlich unterwegs sind, und zwar buchstäblich, zeigten sie vor der Parade am Sonntagnachmittag auf der „bekanntesten Buckelpiste der Stadt“ (Thoren), der Hindenburgstraße mit ihrem arg ramponierten Pflaster. Sie schickten SPD-Politiker Felix Heinrichs und Rechtsanwalt Felix Backes auf E-Scootern über das Pflaster, die diese Aufgabe sicher meisterten.