Insolvenz in Mönchengladbach Insolvenz: Jessen geht das Geld aus
Mönchengladbach. · Die Insolvenzverwalterin der Baufirma hat bei Gericht „Masseunzulänglichkeit“ angezeigt.
Das laufende Insolvenzverfahren über die H. & J. Jessen Baugesellschaft, eines der wichtigsten Bauunternehmen in der Stadt, hat eine neue Entwicklung: Offenkundig ist das Geld so knapp geworden, dass die Insolvenzverwalterin Nada Nasser Ende Januar bei Gericht die so genannte „Masseunzulänglichkeit“ angezeigt hat. Das Amtsgericht veröffentlichte den entsprechenden Beschluss. Das bedeutet, dass das Unternehmen, das eigentlich saniert werden soll, aus den derzeit vorhandenen Mitteln aktuell nicht mehr alle offenen Rechnungen und Zahlungsverpflichtungen begleichen kann. Das betrifft etwa Löhne, Mietkosten, Forderungen aus Beraterverträgen. Demnach müssten also auch Mitarbeiter, die bei dieser Gesellschaft angestellt sind, um ihr Gehalt bangen. Weil aber genug Mittel vorhanden sind, um die Verfahrenskosten zu bezahlen, wird das Insolvenzverfahren fortgesetzt. Ob das aber auch für den laufenden Betrieb des Unternehmens gilt, ist ungewiss. Juristen sprechen dann von der „Insolvenz innerhalb der Insolvenz“.
Der Schritt ist bemerkenswert, denn erst Anfang Januar hatte das Amtsgericht auf Antrag der Volksbank Mönchengladbach die bis dahin laufende Insolvenz in Eigenverantwortung durch das Unternehmen beendet. Seitdem hat Insolvenzverwalterin Nada Nasser das Sagen. Gegen den Beschluss legten die Geschäftsführer nach Auskunft von Jochen Bücker zwar Beschwerde ein. In dieser Woche allerdings hat das Amtsgericht entschieden, den gefällten Beschluss nicht aufzuheben. Jetzt muss die zuständige Kammer beim Landgericht über diese Beschwerde entscheiden, wie Gerichtssprecher Fabian Novara mitteilte. Mit anderen Worten: Noch wird darum gerungen, wer bei Jessen am Steuer bleibt. Während dessen läuft das Insolvenzverfahren aber normal weiter.
„Liquidität der Schuldnerin hat sich fortlaufend reduziert“
Insolvenzverwalterin Nada Nasser teilte mit, dass sich bereits im Eigenverwaltungsverfahren „die Liquidität der Schuldnerin fortlaufend reduziert“ habe und überdies ein „tragfähiger Insolvenzplan oder Sanierungskonzept nicht vorgelegt wurde“. Und weiter: „Die von mir vorgenommene Bestandsaufnahme des wirtschaftlichen Ist-Status im Januar hat die zuvor bereits angezeigten drohenden Nachteile bestätigt. Die Liquidität ist aktuell nicht ausreichend, die voraussichtlichen zukünftigen Verbindlichkeiten zu befriedigen.“ Jochen Bücker, Gesellschafter und bisher Geschäftsführer des Unternehmens, sagte dazu: „Wir haben auf diesen Verfahrensschritt keinen Einfluss.“
Inwieweit das Konsequenzen für die Zukunft der Baugesellschaft und auch für die Gläubiger hat (und das sind mehrere Dutzend), ist noch offen. Klar ist aber, dass es jetzt an die Reserven geht, um möglichst viele Mittel für die Insolvenzgläubiger aufzutreiben, die dann nach einer entsprechenden Quote bedient werden. Und das sind zum Beispiel die Grundstücke, die der Gesellschaft gehören. Nasser stehe dazu im engen Kontakt mit den grundpfandrechtlich besicherten Banken. „Gemeinsames Ziel ist es, die schuldnerischen Grundbesitze zeitnah bestmöglich zu verwerten“, teilte die Rechtsanwältin mit. „Es ist bereits jetzt insgesamt ein großes Interesse am Erwerb der einzelnen Objekte zu verzeichnen.“ Bücker hatte zuletzt davon gesprochen, dass seit Beginn der Insolvenz teilweise Kaufanfragen eingegangen seien, die „unrealistisch – verfahrensbedingt – niedrige Kaufpreiszahlungen vorsahen und die deshalb nicht angenommen werden konnten“. Zuletzt hatte er ebenfalls betont, „dass wir das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gegen Ende des ersten Quartals oder im Laufe des Frühjahres werden beenden können. Sollte dies nicht gehen, werden wir andersherum die Konsequenzen daraus ziehen.“