Mönchengladbach Bürger-Debatte um den Rahaus-Neubau

Rheydt. · Viel Zuspruch aber auch einige kritische Fragen von Bürgern prägten die zweite Info-Veranstaltung zum geplanten Rathaus in Rheydt.

Das ist der Sieger-Entwurf aus dem Wettbewerb zum Rathaus-Neubau vom Büro sop Architekten Düsseldorf.

Foto: Stadt Mönchengladbach/sop architekten GmbH, Düsseldorf

Über mangelndes Interesse der Bürger am Rathausneubau in Rheydt kann sich niemand beklagen. Der Saal des Ernst-Christoffel-Hauses ist brechend voll, als Verwaltung und Architekten am Donnerstagabend das Projekt Rathaus der Zukunft präsentieren und sich den Fragen der Bürger stellen. Ist das neue Rathaus ein Gewinn für Rheydt, die Bürger, die Mitarbeiter und die Umwelt, wie es die Planer versprechen?

Das Projekt

Das Bauvorhaben soll die Mönchengladbacher Stadtverwaltung fit für die Zukunft machen. Architekt Wolfgang Marcour stellt den aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Siegerentwurf vor: die gläserne Magistrale, die sich zwischen Limitenstraße und der heutigen Stadtsparkasse erstreckt, soll als „Stadtfenster“ fungieren, offen für die Bürger, als Treffpunkt zu nutzen und gleichzeitig grüne Lunge des Gebäudes. In drei Gebäuderiegeln ist die Verwaltung untergebracht. Nachhaltigkeitsaspekte spielen eine große Rolle: Luftreinigung durch Pflanzen, Fotovoltaik, Frischluftbrunnen statt Klimaanlage, Biotope in den Höfen. Im Gebäude sind offene Arbeitsplätze ebenso unterzubringen wie geschlossene Büros. 1800 städtische Mitarbeiter sollen dort ab 2025 arbeiten können. Dafür wird der größte Teil der jetzt 26 über die Stadt verteilten Standorte der Verwaltung aufgegeben. Und das beschäftigt die Bürger:

Wirtschaftlichkeit

Das Rathaus wird nur gebaut, wenn es auch wirtschaftlich ist, das heißt, dass der Neubau auf Dauer ökonomischer ist als die Sanierung der alten Gebäude. Bisherige Berechnungen ergeben eine positive Differenz von 39 Millionen Euro gerechnet auf 25 Jahre. Der Bau darf maximal 126,5 Millionen Euro kosten, die Gesamtkosten (Unterhalt der Gebäude und Umbau) dürfen 161 Millionen Euro nicht übersteigen. Hier kommen Nachfragen: Was ist, wenn, wie überall, die Kosten während des Baus steigen? Und woher kommt überhaupt das Geld? Kostensteigerungen seien nicht auszuschließen, sagt Stadtkämmerer Michael Heck. „Aber das trifft auch auf die Sanierungen zu. Und da sie höhere Kosten verursachen, wären auch die Steigerungen höher.“ Das Geld besorgt sich die Stadt durch einen Kredit, den die Kommunalaufsicht nur bei nachgewiesener Wirtschaftlichkeit genehmigt.

Durchlässigkeit

Wie kommt man in Zukunft vom Marktplatz zur Stresemannstraße? Das Problem wurde bereits bei der Kür des Siegerentwurfs angesprochen. An einer Lösung wird gearbeitet.

Mobilität Die Frage der Parkplätze beziehungsweise ihr Nicht-Vorhandensein beschäftigt die Rheydter. Der Takt des öffentlichen Nahverkehrs soll verdichtet werden, die Mitarbeiter können Fahrrad, E-Bike und ein Fahrzeugpool für Dienstfahrten nutzen. „Das haben wir mit den Mitarbeitern und dem Personalrat geklärt“, sagt Planungs- und Umweltdezernent Gregor Bonin. Ob er denn auch mit dem Rad komme? „Klar“, sagt Bonin. Anlieferverkehr werde natürlich auch gewährleistet.

Stadtentwicklung

Der Zustand der Stadt macht den Bürgern Gedanken: Die Bauarbeiten für das neue Rathaus, Leerstände, mangelnde Aufenthaltsqualität. Reichen da 1800 Mitarbeiter, die später im Zentrum arbeiten? „Das neue Rathaus ist ein Bekenntnis zum Standort Rheydt“, sagt Bonin. „Keiner kann es garantieren, aber wir setzen große Hoffnung hinein, dass es Rheydt stabilisiert.“ Und wenn abends die Mitarbeiter weg sind? Dann soll zum Beispiel die Stadtteilbibliothek, die ins Erdgeschoss wandert, durch längere Öffnungszeiten für Belebung sorgen.

Ökologie

Werden Vögel nicht in Massen an den Glasfronten sterben? Und wo bleibt das Grün im Umfeld des Rathauses? „Der Vogelschutz treibt uns auch um“, sagt Patrick Jung, als Ingenieur für die Umweltaspekte zuständig. Auf den Dächern plane man Begrünung und Bienenweiden.