Belastung in Mönchengladbach Chemie im Giesenkirchener Grundwasser entdeckt

Mönchengladbach · In Bereichen des Stadtteils ist das Grundwasser mit PFC belastet und darf deshalb nicht mehr genutzt werden. Trinkwasser ist nicht betroffen. Die Folgen von PFC sind kaum erforscht, aber vielfältig. Manche Verbindungen gelten als gesundheitsschädlich.

 Die Belastungen mit Per- und Polyfluorierten Chemikalien (PFC) war bei Beprobungen des Grundwassers aufgefallen.

Die Belastungen mit Per- und Polyfluorierten Chemikalien (PFC) war bei Beprobungen des Grundwassers aufgefallen.

Foto: Stadtwerke Düsseldorf

Im Grundwasser in Teilen von Giesenkirchen sind Stoffe aufgetaucht, die dort nicht hineingehören und womöglich auch gesundheitsschädlich sein können. Bei routinemäßigen Probeentnahmen des Grundwassers Ende November hat die Stadt dort eine Belastung mit Per- und Polyfluorierten Chemikalien (PFC) entdeckt. Das teilte der städtische Fachbereich Umweltschutz am Donnerstag den Politikern im Umweltausschuss mit. Die Stadt betonte, das Trinkwasser sei nicht betroffen. Allerdings darf in einem größeren Teil von Giesenkirchen das Grundwasser nicht weiter entnommen und genutzt werden – etwa zur Gartenbewässerung.

Dazu erlässt die Stadt nun eine Allgemeinverfügung, die in der kommenden Woche im Amtsblatt veröffentlicht werden soll. Diese gilt für den Bereich von der Straße „An der Waldesruh“ im südwestlichen Teil Giesenkirchens in Richtung Puffkohlen bis Ruckes und Baueshütte im nordöstlichen Teil Giesenkirchens. In dem Bereich liegen auch der Ortskern, das Franz-Meyers-Gymnasium mit der Sporthalle Asternweg und die Bezirkssportanlage Puffkohlen. Auch die Konstantinstraße als eine zentrale Straße des Ortes und der Bereich Stähn mit vielen Wohnhäusern ist betroffen. Dort darf das Grundwasser nicht weiter verwendet werden.

Bettina Tischler vom Bundesschutz der Stadt erklärte, worum es sich bei Per- und Polyfluorierten Chemikalien handelt: „Diese Stoffe sind in vielen Verbraucherprodukten enthalten, weil sie wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch stabil sind.“ Etwa bei Kochgeschirr und wasserabweisenden Jacken sei dies der Fall. Auch in Imprägniermitteln, Feuerlöschschaum und Pestiziden kämen sie vor. Das Problem ist: „Es gibt sehr viele unterschiedliche Verbindungen. Und manche von ihnen sind seit Juli 2020 verboten.“ Weil es aber gerade besonders viele Verbindungen seien, seien die Auswirkungen für Mensch und Umwelt bislang wenig erforscht.

Woher die Belastung stammt,
ist noch völlig offen

Die Expertin aus dem Fachbereich Umwelt listete dazu aber auch Erkenntnisse unterschiedlicher Studien auf, in denen Auswirkungen auf den Menschen aufgefallen waren. Dazu können etwa gehören: eine verminderte Immunantwort auf Impfungen, ein erhöhter Cholesterinspiegel, ein erhöhter Harnsäurespiegel. Eine reduzierte Nierenfunktion, eine Beeinflussung der Schilddrüsen- und Sexualhormone, eine Verringerung der Fruchtbarkeit bei Frauen. Ein späteres Eintreten der Menstruation bei Mädchen und eine frühere Menopause, ein geringeres Geburtsgewicht von Säuglingen.

Und im Besonderen gelte Perfluoroctansäure (PFOA) als potenziell krebserregend. Tischler betonte: „Es geht nur ums Grundwasser, das Trinkwasser ist nicht betroffen.“ Sprich: Wer das Grundwasser nicht nutze, brauche auch nichts zu befürchten. Deshalb seien Hebung und Nutzung von Grundwasser nun in diesem Bereich untersagt.

Woher die Belastung stammt, ist noch völlig offen. Auch die Frage, in welchen Bereichen genau das Grundwasser betroffen ist, lässt sich noch nicht genau eingrenzen. „Wir müssen immer wieder an möglichst vielen Stellen messen, um die so genannte Fahne zu bestimmen“, sagte Tischler. Dann käme man auch dem Verursacher, dem Störer, näher auf die Spur. Dazu brauche die Stadt weitere Grundwasser-Messstellen in dem Bereich. Dazu sei die Stadt auf Mitarbeit der Anwohner angewiesen, die „so viele Gartenbrunnen wie möglich melden sollen,  um zu messen“.

Barbara Weinthal, Leiterin des Fachbereichs Umwelt, sagte: „Wir sind noch sehr früh in der Untersuchung und haben erst mal den maximalen Risikobereich angenommen.“ Wie lange die weiteren Untersuchungen dauern, ob und wie das Grundwasser dann saniert werden kann oder muss, ist ebenfalls noch völlig unklar.