Frühgeborene in Mönchengladbach Elisabeth-Kliniken haben jetzt eine Humanmilchbank

Mönchengladbach​ · Seit Donnerstag können Frühgeborene im Elisabeth-Krankenhaus Muttermilch von Spenderinnen erhalten, die gerade selbst dort entbunden haben. Wie das funktioniert und welche Voraussetzungen die Frauen haben müssen.

Winzige Spritzen werden mit Spenderinnenmilch befüllt. Frühgeborene erhalten die Milch dann über eine Magensonde.

Foto: Kamil Albrecht

Die Städtischen Kliniken haben in der Weltstillwoche am Donnerstag, 5. Oktober, die erste Humanmilchbank am Niederrhein eröffnet. Das „Eli“ ist damit die fünfte Klinik in NRW, die die Kriterien für den Betrieb einer Frauenmilchbank erfüllt. Die Bank ist ein wissenschaftliches Projekt mit Namen „Neo-Milk“ und wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördert. Der G-BA hat den gesetzlichen Auftrag, Projekte zu neuen Versorgungsformen und zur Versorgungsforschung zu fördern.

 „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, mit der Etablierung eines strukturierten Still- und Laktationsförderkonzeptes mehr und perspektivisch alle frühgeborenen Kinder mit Muttermilch in unserer Klinik versorgen zu können“, sagt Anja Jaeger, Projektleiterin und Oberärztin Neonatologie im Elisabeth-Krankenhaus. Dazu soll für die Kinder, deren Mütter keine oder zu wenig Milch produzieren, Spenderinnenmilch aus der Humanmilchbank bereitgestellt werden. Übergangsweise könnten diese Frühgeborenen dann mit der gespendeten Milch ernährt werden.

Miriam Sieben (l.), Leiterin der Humanmilchbank, und Anja Jaeger, Projektleiterin und Oberärztin Neonatologie, eröffneten den Betrieb einer Frauenmilchbank.

Foto: Kamil Albrecht

Das Angebot richtet sich ausschließlich an Frühgeborene, die im „Eli“ zur Welt kommen. Etwa 60 sind es pro Jahr, die mit einem Gewicht von unter 1500 Gramm geboren werden. Als Spenderinnen kommen nur Mütter infrage, die im „Eli“ gerade selbst Frühgeborene entbunden und deutlich mehr Milch haben, als es ihr eigenes Kind benötigt.

Die Milchspende ist
grundsätzlich freiwillig

Das Spenden der Milch ist freiwillig. Die Spenderinnen müssen kerngesund sein und frei vom CMV-Virus – ein Virus, das 50 Prozent aller Frauen in sich tragen und das Säuglinge krank machen kann. Es gilt, weitere Anforderungen zu erfüllen. So dürfen Spenderinnen keine Medikamente zu sich nehmen und beispielsweise in den letzten vier Monaten kein Permanent-Make-up getragen haben. Sind alle der zahlreichen Kriterien erfüllt, nimmt die Spenderin in einem geschützten Umfeld und mithilfe einer elektrischen Pumpe Milch ab.

Weil Frühgeborene eine Saugschwäche haben, wird die Milch in Spritzen gefüllt und gelangt über eine Magensonde langsam in das Kind. Eine gesunde Mutter produziert zwischen 750 und 1000 Milliliter Milch pro Tag. Ihr eigenes Frühgeborenes mit einem Geburtsgewicht von etwa 500 Gramm benötigt an seinem ersten Tag alle zwei Stunden 0,5 Milliliter Milch, am zweiten Tag zwölf Mal 1,2 Milliliter. Nach 14 Tagen erhält das Kind alle zwei Stunden 13 Milliliter Milch.

„Damit ist es dann vollständig ernährt“, sagt Jaeger. Und die Mutter hat immer noch genügend Milch übrig für andere Frühgeborene, deren Mütter nicht oder nicht ausreichend Milch produzieren. Etwa, weil sie kurz nach der Geburt ihres Frühgeborenen Stress haben. „Kommt ein Kind zu früh zur Welt, ist das für die ganze Familie eine absolute Notsituation“, weiß die Ärztin.

Muttermilch kann laut medizinischen Studien Frühgeborene besser als jedes Medikament vor lebensbedrohlichen Darmerkrankungen und anderen Komplikationen schützen und die kognitive Entwicklung der Frühgeborenen positiv beeinflussen. Muttermilch enthält eine optimale Nährstoffzusammensetzung, Abwehrstoffe, Antikörper und Wachstumsfaktoren. „Muttermilch ist ein kleines Wunder und kann gerade für extreme Frühgeborene überlebenswichtig sein“, sagt Anja Jaeger.