EVK in Düsseldorf Pfleger aus 14 Nationen arbeiten auf der Kinderintensivstation
Düsseldorf · David Ortiz Hernandez leitet das Pflegeteam, das am EVK Frühgeborene und kranke Neugeborene betreut. Früher war er Chemikant.
Die Patienten, um die sich David Ortiz-Hernandez und Lara Niebling kümmern, sind oft erst wenige Stunden alt. Es sind Frühgeborene und kranke Neugeborene, die im Evangelischen Krankenhaus (EVK) in Düsseldorf auf die Welt gekommen sind. Ein Team von 22 Pflegekräften plus Zeitpersonal sowie acht Ärzte und Ärztinnen kümmern sich auf der Kinderintensivstation um die Jüngsten. Zwar mache sich der Mangel an Fachkräften in der Pflege auch bei ihm bemerkbar, er sei aber vergleichsweise moderat, wie Ortiz-Hernandez erklärt.
Seit Mitte vergangenen Jahres leitet der 39-Jährige das Team, das für die pflegerische Betreuung von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen zuständig ist. Ortiz-Hernandez versteht sich auch als ein Botschafter des Berufs. Neben ihm gehört noch ein weiterer männlicher Pfleger zum Team. Nach Angaben des EVK nimmt die Zahl der Männer im Pflegeberuf insgesamt zu; in den Ausbildungsklassen seien immer mehr von ihnen zu finden. „Knapp über 80 Prozent der examinierten Pflegekräfte in Deutschland sind weiblich, aktuell im EVK Düsseldorf rund 65 Prozent“, heißt es.
Seinen Traumberuf fand David Ortiz-Hernandez im zweiten Anlauf. Nach der Realschule und einer Ausbildung zum Chemikanten hat er mit 25 Jahren noch einmal von vorne angefangen. „Meine jüngere Schwester hatte sich für den Pflegeberuf entschieden. Sie war so erfüllt davon, da habe ich verstanden, dass mein bisheriger Berufsweg nicht mehr zu mir und meinen Vorstellungen passte“, so der gebürtige Moerser. In Duisburg machte er eine weitere Ausbildung – zum Kinderkrankenpfleger.
Nach dieser Ausbildung war er knapp zehn Jahre in Kaiserswerth tätig und arbeitete dort im Krankenhaus auf der Kinderintensivstation. Berufsbegleitend hat er seine Weiterbildung zum Fachgesundheits- und Kinderkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie in Datteln absolviert. Seine Sicht auf den Beruf habe sich noch einmal verändert, als er selbst Vater geworden ist. „Die Welt sieht dann noch einmal ganz anders aus“, sagt der Wahl-Düsseldorfer. Er habe sich vermehrt gefragt: Was würde ich in dieser Situation als Eltern tun?
Auch Lara Niebling ist Mutter und gehört zum Team rund um Ortiz-Hernandez. Noch bis Ende Oktober absolviert die Fachkinderpflegerin ihre zweijährige und berufsbegleitende Weiterbildung, die ganz offiziell „Weiterbildung Pädiatrische Intensivpflege und Neonatologie“ heißt. Die 27-Jährige schätzt am EVK die Familienfreundlichkeit. Zum einen werde auf sie als Alleinerziehende in den Dienstplänen Rücksicht genommen. Das geschehe beispielsweise, indem sie Frühdienste bekomme. „Diese Flexibilität sollte es in der Pflege viel mehr geben“, sagt sie. Zum anderen ist am EVK auch die Betreuung und Behandlung der Patienten familienzentriert. So wird das Baby zum Beispiel möglichst von der ersten Sekunde an auf die Brust der Mutter gelegt. Die Väter und Mütter lernen außerdem, wie sie ihr Kind unterstützen und wie sie mitmachen können – zum Beispiel beim Wickeln. „Es gibt regelmäßig Elterngespräche“, sagt Niebling. Dann werde zum Beispiel geklärt, ob für das Zuhause noch was vorbereitet werden muss. Aber auch die Frage, wie es den Eltern gehe, spiele eine große Rolle.
Für ihn sei das Team wie eine große Familie, erklärt David Ortiz-Hernandez. Aktuell arbeiten Krankenpfleger aus 14 Nationen auf der Station. Damit gäbe es kaum Sprachbarrieren bei der Betreuung von Eltern aus anderen Ländern. Einen Ausgleich zum Beruf findet Ortiz im Sport: Lange Zeit war er aktiver Thaiboxer, heute ist er Trainer und gibt seine Erfahrungen an junge Sportler weiter. Außerdem ist die Graffiti-Kunst seine Passion.
Ärztlicher Leiter der neonatologischen Intensivstation ist Stefan Bernitzki. Der 49-Jährige ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mit den Schwerpunkten Kinderkardiologie, Neonatologie und Intensivmedizin. 2021 hat er angefangen, am EVK zu arbeiten. Seitdem hat er unter anderem das Konzept der familienzentrierten Betreuung weiterentwickelt.