Strategie für Mönchengladbach Gigabit-Netz soll bis 2030 stehen
Mönchengladbach. · Mit einem Strategiepapier will die Stadt den Breitbandausbau in Gang bringen. Doch ohne staatliche Hilfe wird dies kaum gelingen.
Wer schnelles Internet haben möchte, der sollte in Mönchengladbach aufs Land ziehen. In 23 ländlichen Ortschaften hat die Deutsche Glasfaser nämlich flächendeckend Glasfaserkabel verlegt, während in den urbanen Regionen der Stadt die alten VDSL-Leitungen der Telekom und das TV-Kabelnetz von Unitymedia die Daten in die Haushalte leiten – und zwar deutlich langsamer. „Im Vergleich zu noch größeren Städten in NRW braucht sich Mönchengladbach nicht zu verstecken“, sagt der städtische Breitbandkoordinator Benjamin Schmidt. „Wir wollen aber die Glasfaserdurchdringung noch weiter erhöhen.
Was ist das Ziel?
Die Stadt will in zehn Jahren, also bis 2030 100 Prozent „gigabitfähige Telekommunikationsnetze“ haben, so das Minimalziel. Am liebsten hätte die Stadt sogar 100 Prozent Anschluss an das Glasfasernetz, das nahezu unbegrenzte Bandbreiten erlaubt. Dazu hat Schmidt jetzt ein Strategiepapier vorgelegt, das erstmals einen umfassenden Überblick darüber bietet, wo in der Stadt Daten-Autobahnen liegen. Und wo sie noch dringend gebaut werden müssen.
Wie ist die Breitband-Versorgung in Mönchengladbach?
99 Prozent, also fast alle Haushalte, haben Zugang vom VDSL-Netz, das je nach Entfernung zum Verteilerkasten sehr unterschiedliche Bandbreiten erlaubt. 57,6 Prozent der Haushalte können mit 100 Mbit pro Sekunde surfen, 16,1 Prozent erreichen 50 bis 99 Mbit, und 2,6 Prozent kommen auf 30 bis 49 Mbit. Der Rest ist direkt an einen Hauptverteiler angeschlossen. 70 Prozent der Haushalte haben Zugang zum TV-Kabelnetz, das je nach Ausbau Geschwindigkeiten zwischen 30 und 1000 Mbit pro Sekunde erlaubt. Beide Technologien haben aber den Nachteil, dass im Upload deutlich geringere Bandbreiten erzielt werden als im Download. Deshalb ist Glasfaser der Favorit für die Stadt, doch erst 14 Prozent der Haushalte werden bis Ende 2020 an dieses Netz angeschlossen sein.
Wie läuft der Ausbau?
Derzeit werden 900 Adressen im Stadtgebiet mit rund 7,4 Millionen Euro Fördermitteln von Bund und Land an das Glasfasernetz angeschlossen, die mit extrem langsamen Internetanschlüssen mit einer Bandbreite von weniger als 30 Mbit pro Sekunde ausgestattet waren. Darüber hinaus ist der Glasfaserausbau schwierig: Denn da die Konkurrenztechnogien derzeit noch kaum einen Mangel aufweisen, ist der Druck gering. Die TV-Streams laufen ja noch flüssig. Der Datenhunger dürfte aber immer weiter steigen, und dann ist auch das Limit von VDSL-Leitungen und schlecht ausgebautem TV-Kabel erreicht. Die Stadt bezeichnet diese Leitungen deshalb als Brückentechnologien. Da die Nachfrage nach Glasfaser aber stockt sehen private Investoren kaum Anreiz, ihr Netz in den Innenstädten auszubauen.
Gibt es kein Grundrecht
auf schnelle Anschlüsse?
Nein. Weil es auch keinen Anschlusszwang wie bei Wasser oder elektrischem Strom gibt, ist ein Breitbandanschluss auch keine Daseinsvorsorge, sondern eigentlich privatwirtschaftliche Angelegenheit. Es ist allerdings offenkundig, dass es ohne staatliche Unterstützung kaum funktionieren wird, bis 2030 auch nur annähernd Gigabit-City zu sein. Die Stadt hofft etwa auf Förderprogramme des Bundes, die Glasfaserausbau in bisherigen VDSL-Netzen anschieben sollen. Solche „grauen Flecken“ machen rund 20,5 Prozent der Haushalte aus, und die müssten „gigabitfähig“ gemacht werden, also Geschwindigkeiten von über 1000 Mbit erreichen.
Was kann die Stadt selbst tun?
Schmidt schlägt in dem Strategiepapier eine Glasfaser-Erschließungspflicht in neuen Baugebieten vor. Bei jedem Bauvorhaben solle die Stadt auf Glasfaseranschlüsse hinwirken. Es gebe weiter zu viele Neubauten, bei denen das gerade nicht passiere, so Schmidt. Außerdem führe die NEW AG Gespräche mit der Deutschen Glasfaser über Kooperationen beim Glasfaserausbau in den Innenstadtlagen.