Zahl der Straftaten fast verdoppelt Mönchengladbacher Polizei will gegen Jugendbande vorgehen
Rheydt · Die Kontrollen am Marienplatz in Mönchengladbach sollen verstärkt werden. Dort kommt es seit Monaten gehäuft zu schweren Straftaten.
Sie provozieren, rauben, schlagen zu und treten manchmal auch auf ihre Opfer ein. Eine aggressive Jugendbande, die seit Monaten in der Rheydter City unterwegs ist, hat dafür gesorgt, dass es für viele Bürger eine weitere No-Go-Zone in der Stadt gibt. Die Polizei stellt einen Anstieg der Straftaten in der Rheydter Innenstadt seit September 2019 fest. „Diese Entwicklung lässt uns reagieren und angepasste Einsatzkonzepte anwenden“, sagte Polizeipräsident Mathis Wiesselmann am Donnerstag. So seien die Streifen verstärkt und auch mit mehr Kompetenzen ausgestattet worden.
Zeitlich befristet hat der Polizeipräsident den Marienplatz und seine Umgebung als „kriminogen auffälligen Ort“ nach Polizeigesetz eingestuft. Danach sind den Beamten nun anlassunabhängige Personenkontrollen möglich. In enger Abstimmung mit Kooperationspartnern werde das weitere Vorgehen entwickelt und koordiniert. „Mit der Sicherheitskooperation Vitus am Mönchengladbacher Hauptbahnhof haben wir gemeinsam mit der Stadt ein wichtiges Projekt aufgelegt, das für nachhaltig sichere Aufenthaltsqualität sorgen soll. Die typischen Probleme einer Großstadt müssen von der Polizei bearbeitet werden, aber nicht nur von ihr. Nachhaltiger Erfolg setzt dann ein, wenn alle an dem Ort handelnden Akteure ihren Beitrag leisten, sich zusammensetzen und gemeinsam vorgehen. Das gilt perspektivisch auch für Rheydt“, sagte Wiesselmann.
Eine Auswertung der Straftaten in der Rheydter Innenstadtlage hat ergeben, dass die Delikte der Straßenkriminalität nicht nur am Marienplatz selbst, sondern auch in seinem weiteren Umfeld begangen werden. Nach einer Auswertung der Statistik sind in diesem Bereich im Zeitraum vom 1. Januar 2017 bis zum 20. August 2019 insgesamt 254 Straftaten bekannt geworden. Das entspricht durchschnittlich acht Straftaten im Monat. Der Zeitraum vom 20. August 2019 bis zum 31. Januar 2020 weist eine Gesamtzahl von 71 registrierten Straftaten aus. Also durchschnittlich 14 Straftaten im Monat.
Politiker diskutieren schon länger über Videoüberwachung
In der Öffentlichkeit und in der Politik wird verstärkt diskutiert, ob eine Videobeobachtung ein zulässiges Mittel für die Unterstützung der polizeilichen Arbeit darstellen kann. Polizeipräsident Wiesselmann dazu: „Wir analysieren die Lage genau. Nicht überall da, wo Straftaten begangen werden, ist Videobeobachtung rechtlich auch zulässig. Wir werden weiter im Blick haben, ob die Voraussetzungen des Polizeigesetzes für die Anordnungen der Videobeobachtung vorliegen.“ Noch sei es verfrüht, Videobeobachtung gänzlich auszuschließen oder aber auch die Voraussetzungen dafür anzunehmen. „Unsere Priorität gilt unseren verstärkten polizeilichen Aktivitäten durch unseren Streifendienst, durch unsere zivilen Kräfte und durch die ermittelnden Kriminalkommissariate“, sagte Wiesselmann. Und: „Die weitere Intensivierung unserer Zusammenarbeit mit Jugendamt und Kommunalem Ordnungs- und Sicherheitsdienst werden wir ebenfalls weiter nach vorne bringen. Die Gespräche hierzu laufen bereits. Es gilt, kreativ zu denken und entschlossen zu handeln.“
Mehrfach sind in den vergangenen Wochen Straftaten bekannt geworden, die von der Jugendbande ausgehen. Sie schikaniert, bedroht, schlägt und bestiehlt bevorzugt Schüler, aber auch Erwachsene. Am Altweiberabend waren gegen 22 Uhr ein 56-jähriger Mann und sein 29-jähriger Sohn vor einem Fast-Food-Restaurant an der Stresemannstraße von mehreren Jugendlichen angepöbelt, geschlagen und getreten worden. Laut Polizeibericht hatte einer der Jugendlichen dabei Pfefferspray eingesetzt. Auch zwei 14-Jährige sollen von der aggressiven Gruppe verletzt worden sein.
Die Täterbeschreibungen der Opfer ähneln sich auffällig: südländisches Aussehen, dunkle Haare, an den Seiten teilweise abrasiert, ein Bandenmitglied soll einen Zopf haben. Wie bei allen Ermittlungen seien die Geschädigten gehört worden und ihnen seien auch Fotos vorgelegt worden, sagt Polizeisprecherin Cornelia Weber. Die Aussage von Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann (SPD), die Täter seien bekannt und kämen nicht aus Rheydt, kommentiert die Polizei jedoch so: „Wir sind erstaunt, dass über laufende Ermittlungsverfahren öffentlich gesprochen wird von Seiten, die dazu eigentlich nicht befugt sind.“