Wohlfahrtsverbände in Mönchengladbach Sozialdienste: „Alle sind motiviert“
Mönchengladbach. · Wohlfahrtsverbände halten trotz Umsatzverlusten viele Angebote aufrecht.
Die finanzielle Unterstützung durch Soforthilfen wegen der Corona-Krise ist für viele Branchen mittlerweile angelaufen. Für viele Arbeitsbereiche, um die sich auch die Wohlfahrtsverbände kümmern, gilt das nicht. Deren Einnahmen gehen ebenfalls deutlich zurück, aber die Kosten laufen weiter, und als gemeinnützige Einrichtungen dürfen sie keine großen Rücklagen haben. Wie gehen die sozialen Dienste in Mönchengladbach mit dieser Situation um? Was können sie noch leisten und was steht still? Gibt es bei ihnen bereits Kurzarbeit oder droht gar die Insolvenz? Ein Überblick.
Caritas
„Ich möchte nicht der Erste sein, der nach dem Staat ruft. Natürlich trifft uns die aktuelle Situation hart, vielen Branchen geht es jedoch noch viel schlechter“, sagt Geschäftsführer Frank Polixa. Das Angebot der Caritas mit ihren 750 hauptamtlichen Mitarbeitern und 350 Ehrenamtlern ist umfangreich – von der Altenpflege über Kindergarten und Frühförderung bis zur Beratung für Familien. „Wir haben zum Glück viele flexible Mitarbeiter. So haben Sozialarbeiterinnen eine zusätzliche Telefonberatung geschaltet, oder Erzieherinnen helfen nun bei einem Einkaufsnotdienst für Senioren“, sagt Polixa, der die Krise nicht zu pessimistisch sehen will. „Mir ist zunächst wichtig, dass alle Gehälter derzeit sichergestellt sind. Wir sind ein großer Verband, zur Not müssen wir an die Rücklagen gehen. Aber keiner weiß, wie lange dieser Zustand andauert, deswegen ist jede Hilfe willkommen.“
Der Paritätische
Ambulante Pflege, Beratungsstelle, Kindertagesstätte – alleine in Mönchengladbach gibt es annähernd 50 Organisationen, die Mitglied im Paritätischen sind. „Darunter befinden sich natürlich auch kleine Träger, deren Liquidität nicht hoch ist. Insofern wären konkrete Zusagen für Hilfen enorm wichtig, damit diese nicht in die Zahlungsunfähigkeit rutschen“, sagt der Kreisgruppengeschäftsführer Marko Jansen. Derzeit gebe es Bereiche, in denen es weniger zu tun gibt, so sei das Paritätische Zentrum geschlossen. „So gibt es viele Unsicherheiten und natürlich auch die Gefahr, dass Kurzarbeit entsteht und Strukturen wegbrechen“, sagt Jansen, der aber auch ein positives Beispiel bringt: So habe die Stadt bereits zugesagt, dass sie den Schulassistenzdienst, der Kindern mit Behinderung die Teilnahme am Schulunterricht ermöglicht, weiter finanziert.
Arbeiterwohlfahrt
Vor allem zwei Ziele habe er für die Zeit der Corona-Krise mit seinen Mitarbeitern vereinbart, sagt Kreisverbands-Vorstand Uwe Bohlen: „Wir versuchen, die Kontakte auf möglichst wenige zu reduzieren, sind aber trotzdem für alle da. Denn unsere Kunden benötigen weiterhin unsere Hilfe – es wird eher noch intensiver.“ Dank einer konsequenten Digitalisierung können die Awo-Mitarbeiter viele Beratungsleistungen nun auch im Homeoffice anbieten. Auch die Begegnungsstätten sind nicht geschlossen, auch wenn es derzeit keine Angebote gibt. Nur das Bildungswerk ist komplett lahmgelegt. „Die Stimmung ist relativ gut, alle sind total motiviert“, sagt Bohlen, der aber auch die wirtschaftliche Lage im Fokus hat. „Auf einen Monat hochgerechnet belaufen sich unsere Verluste auf etwa 150 000 Euro, wobei es in einigen Bereichen ja schon Zusagen für Hilfen gibt. Ich kann es aber erst später bewerten, wie sehr uns die Situation finanziell getroffen hat. Derzeit gilt es, unsere Leistungen aufrechtzuerhalten.“
Diakonisches Werk
Auch die etwa 600 Mitarbeiter der Diakonie müssen mit gravierenden Einschnitten zurechtkommen. Viele Fachleistungsstunden können nicht abgearbeitet werden, bei der Tagespflege gibt es statt der 32 derzeit nur fünf Plätze in einer Notgruppe. Und das Wilhelm-Kliewer-Haus im Hardter Wald ist komplett geschlossen. „Wir müssen von Tag zu Tag schauen, und wir prüfen auch, ob in einigen Bereichen Kurzarbeit ein Thema wird“, sagt Geschäftsführer Heinz Herbert Paulus. Derzeit werde mit Überstundenabbau, in einigen Fällen auch mit Minusstunden oder unbezahltem Urlaub auf die außergewöhnliche Situation reagiert. Eine besondere Herausforderung sei auch die Versorgung der drei Seniorenzentren mit Schutzmaterialien. „Grundsätzlich erzielen wir mit unseren Angeboten sehr unterschiedliche Umsatzerlöse. Da kann es an manchen Stellen auch wesentliche Einbrüche geben. An eine Insolvenz denke ich jedoch nicht“, sagt Paulus.
Deutsches Rotes Kreuz
Der DRK-Kreisverband hat den Betrieb in der Hausaufgabenbetreuung, in der Begegnungsstätte und in der Abteilung Ausbildung einstellen müssen. „Die Kollegen aus diesen Bereichen helfen uns allerdings in der Geschäftsstelle, denn in der momentanen Situation gibt es deutlich mehr zu koordinieren“, sagt René Hartmann, der mit Kreisgeschäftsführer Mike Boochs das Krisenmanagement leitet. Kurzarbeit sei derzeit kein Thema. Auch die finanziellen Verluste hielten sich in Grenzen: „In der ambulanten Pflege, unserem größten Bereich, ist die Auslastung unverändert gut. Und bei anderen Angeboten erhalten wir Unterstützung durch die Stadt, da funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut“, sagt Hartmann.