Zeichen des Protests in Mönchengladbach Schulen hissen weiße Fahnen als Hilferuf

Mönchengladbach · Schnelltests, Kontakte verfolgen, Unterricht für Kinder in Quarantäne: Die Lehrkräfte sind am Limit.

In Düsseldorf hängen bereits weiße Fahnen an Schulen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

(gap) Es soll ein Zeichen sein für: „Der Akku ist leer“. Schulen hängen weiße Fahnen und Tücher auf, um darauf aufmerksam zu machen, dass Lehrer in der Pandemie an ihre Grenzen geraten sind. In Düsseldorf und Wuppertal hat der landesweite Protest bereits begonnen, vereinzelt machen auch Mönchengladbacher Schulen mit. Jetzt ruft die Lehrergewerkschaft GEW alle Grund- und Förderschulen in der Stadt auf, sich an der „Weiße-Fahnen-Aktion“ zu beteiligen. Testen, Kontakte verfolgen, Unterricht für Kinder in Quarantäne und alles dokumentieren und nachhalten – „die Aufgaben für die Schulen sind in der Corona-Pandemie immer mehr geworden“, berichtet Melanie Kuhlen von der Mönchengladbacher GEW. Die Kollegen an den Schulen seien stark belastet. Darum wolle man ein Zeichen setzen.

In der vergangenen Woche machten rund 70 Grund- und Förderschulen in Düsseldorf und Wuppertal auf die aktuelle Situation aufmerksam und hissten weiße Fahnen als Zeichen einer baldigen Kapitulation. Mit dieser symbolischen Aktion sollen Entlastung und mehr Unterstützung gefordert werden. Auch in Mönchengladbach schlossen sich mehrere Grundschulen an.

Omikron-Welle verschärfe
die Situation an den Schulen

Dieser Protest soll nun jeden Mittwoch wiederholt werden und sich möglichst auf ganz Nordrhein-Westfalen ausweiten. „Darum rufen wir als GEW Mönchengladbach für den kommenden Mittwoch die Schulen auf, sich ebenfalls an der Aktion zu beteiligen. Wir brauchen Entlastung und kein zusätzliches Chaosmanagement des Schulministeriums“, sagt Melanie Kuhlen.

Sorge, Frust und Erschöpfung machten sich überall bemerkbar. Die Omikron-Welle verschärfe die Situation in den Grund- und Förderschulen nochmals. Immer mehr der Pool-Tests fielen positiv aus, und die Einzelergebnisse ließen immer länger auf sich warten, sagt die Lehrergewerkschafterin. Viele Familien müssten tagelang mit der Ungewissheit leben, welche Kinder aus einer Klasse betroffen sind. Jetzt komme auch noch die Umstellung von PCR-Rückstellproben-Tests auf Antigen-Schnelltests. Tatsächlich haben die Altersgruppen der Fünf- bis Neunjährigen und der Zehn- bis 14-Jährigen mit Abstand die höchsten Inzidenzen. Und auch das kritisiert die GEW: „Die Handlungsanweisungen des Schulministeriums kamen wie immer erst am Vorabend des 26. Januars um 22.15 Uhr und galten bereits am nächsten Morgen zum Schulbeginn.“ Die Schulen wurden angewiesen, die Kinder der positiv getesteten Pools mit Selbsttests zu überprüfen. Ein qualitativ besseres Testverfahren werde durch ein weniger gutes Testverfahren überprüft und das in einer Situation, wo bekannt ist, dass positiv getestete Kinder in der Gruppe sind, tadelt die Lehrergewerkschaft.

Die Erfahrungen zeigten, dass Grundschulkinder in der Regel nicht in der Lage sind, die Teststäbchen so tief in die Nase einzuführen, wie es nötig ist. „Wie sollen 30 Kinder eines ersten Schuljahres es im Klassenraum mit einer Lehrkraft hinkriegen, das Stäbchen in die Nase zu führen, mehrere Tropfen in die Testvorrichtung zu tropfen und dann noch ein valides Ergebnis zu bekommen? Und wie werden die Beschäftigten in den Schulen dabei geschützt? Wo bleibt das vorausschauende Handeln des Schulministeriums?“, fragt die GEW.

Die Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts um jeden Preis könne keine Lösung sein, zumal die Klassen sich weiter leeren wegen der hohen Infektionszahlen. Auch der Kranken- und Quarantänestand im Personal nehme ständig zu. Deshalb ruft die GEW Mönchengladbach die Grundschulen in Mönchengladbach, am Mittwoch, 2. Februar, zum Protest auf: „Hängt weiße Tücher aus den Fenstern und zeigt damit, dass es reicht! Eine Belastungsgrenze für die Kollegien, Kinder und Familien ist längst überschritten! Die Schulen brauchen jetzt Hilfe und Entlastung und keine nächtlichen Hau-ruck-Anweisungen!“