Nach der Loveparade: Umgang mit Groß-Events

Weiterbildung: Notfall-Seelsorger, Polizei und Feuerwehr sprachen über schwere Einsätze.

Mönchengladbach. Acht Sekunden. So viel Zeit bleibt den Einsatzkräften, beim aufkommen einer Panik über geeignete Gegenmaßnahmen zu entscheiden. "Aber es ist nicht nur ein Augenblick, sondern immerhin acht Sekunden. Und es geht um die Entscheidung über die richtigen Maßnahmen, nicht um ihre Durchführung", sagt Claus Polndorfer.

Der Salzburger ist bei der Sicherheitsakademie des Österreichischen Innenministeriums im Psychologischen Dienst und war Projektleiter für die Fußballeuropameisterschaft 2008. Am Freitag hielt er im Borussia-Park ein Referat mit dem Thema Verhalten von Menschen in Panik- und Katastrophensituationen.

Schon zu Beginn des Jahres hatte Ulrich Meihsner, Koordinator der Notfallseelsorger in Gladbach dazu eingeladen, auch Kollegen aus Düsseldorfoder Aachen, Einsatzleiter der Feuerwehr, der Polizei und Bernhard Nießen, der Leiter des Stadionbetriebs und Sicherheitsbeauftragter der Borussia nahmen daran teil und überprüften die von ihnen entworfenen Szenarien.

Polnhofer berichtet, dass Massenpanik ein Phänomen ist, das nicht vollständig erforscht ist, "denn sie kommt sehr selten vor." An Beispielen verdeutlicht er, dass es oft nur dumme Zufälle sind die dazu führen. Wie schnell die Situation kippen kann, vom fröhlichen Feiern zur nackten Angst um das eigene Leben, in der besinnungslose Flucht der einzige Ausweg scheint, die dann womöglich in den Tod führt.

"Dann denkt jeder an sich. Und das ist nichts böses." Trotzdem gäbe es oft Schuldgefühle bei überlebenden Beteiligten: "War ich der, der den anderen totgetreten hat?" Bei einer Panik ist der menschliche Verstand ausgeschaltet, die Intelligenz sint auf Minimal-Niveau, die Menschen sind nicht mehr ansprechbar und schmerzunempfindlich.

Ist eine Panik ausgebrochen, haben die Einsatzkräfte keine Möglichkeiten mehr, sie zu stoppen. "Wenn hinten nur zwanzig Leute schieben, haben Sie vorne einen Druck von vier Tonnen."

Aus den Fehlern der Vergangenheit wurde gelernt. Bernhard Nießen stellt dar, wie die Versammlungsstättenverordnung auf den Bau des neuen Stadions gewirkt hat. "Nach unserem Entfluchtungsplan kann das in acht Minuten geräumt werden." Er stellt dar, wie die Zusammenarbeit zwischen Ordnungsdiensten, Polizei, Feuerwehr und Stadionsprecher laufen würde, um eine Panik zu verhindern.

Letzterem käme eine besondere Bedeutung zu, denn er müsste versuchen mit den Menschen zu kommunizieren. "Denen muss man etwas sagen, was sie verstehen und behalten können", sagt Polndorfer. Beispielsweise sei es gut, an ihre Verantwortung zu appelieren: "Achten Sie auf Kinder!"