Nach Sanierung ins Reich der Träume
8,4 Millionen Euro wurden hier investiert, ohne dass man es groß sieht. Vor allem Technik wurde verbessert.
Theater-Generalintendant Michael Grosse strahlte und schwärmte. Und das wirkte nicht einmal inszeniert. „Das hier ist eine Investition in die Theater-Zukunft“, sagte der Mann, der auch Geschäftsführer des Gemeinschaftstheaters Gladbach-Krefeld ist. Nach rund 17-monatiger Sanierungszeit übernimmt die Theater gGmbH — das kleine g steht für gemeinnützig — von der Stadt die Rheydter Spielstätte. Mietfrei.
Die „Stadthalle“ wirkt äußerlich so, als wäre gar nichts groß passiert. Sieht man einmal davon ab, dass alles neu gestrichen und poliert wurde. Die Holzvertäfelungen beispielsweise im großen Saal mit seinem Platz für knapp 1000 Menschen und der neuen Bühne wurde gewaschen und dann gewachst. Helleres Holz kam dabei heraus.
Das dicke Geld — insgesamt 8,4 Millionen Euro, davon lediglich 620 000 Euro aus dem Konjunkturpaket II — steckt quasi hinter den Kulissen. In neuer Bühnentechnik (2,5 Millionen Euro), Lüftung, Heizung, Regeltechnik (2,2 Millionen Euro) verbessertem Brandschutz usw.. Hans-Günter Petry (Stadt): „Wir sparen 30 bis 40 Prozent der Energiekosten, auch durch Wärmerückgewinnung.“ Oder durch die rund 850 Energiespar-Lampen im Foyer, das mit seinem weitläufigen Marmor und den typischen Edelstahl-Stablampen das gewohnte Bild vermittelt — ein frischeres.
Apropos Bühne. Die Theater-Techniker müssen die Bühnenmaschinerie nicht mehr mit der Hand betätigen. Das erledigen vier kompakte Motoren mit 60 PS. Rechnergesteuert können die Hubböden gehoben, gesenkt und gekippt werden. OB Norbert Bude (SPD): „Hier ist etwas sehr Sinnvolles passiert.“ Ohne die Millionen-Sanierung hätte das Rheydter Haus geschlossen werden müssen.
Bis zur Wieder-Eröffnung am 18. September, dem Tag von Operngala und Theaterfest, ist noch Einiges zu tun. Vor allem im Elektrobereich (Kosten knapp 500 000 Euro). Aufgehübscht für die Premiere wird das lange Vordach am Eingang. Rost hat es instabil gemacht. Im nächsten Jahr soll es durch ein neues ersetzt werden, sagt Bude.
Grosse ist zuversichtlich, dass sein Ensemble spätestens ab Mitte Juli an der Odenkirchener Straße proben kann — für das erste Stück im alten/neuen Haus „Figaros Hochzeit“. Die Operngala führt mit seinem Titel „ins Reich der Träume“.
Seit die Handwerker die Rheydter Bühne betraten, spielen die Theaterleute im TiN, dem Theater im Nordpark. Das wird nach ihrem Auszug in ein paar Monaten leer sein. Laut Bude verhandelt die Stadttochter EWMG als Besitzer der früheren Bundeswehr-Großhalle mit Interessenten, darunter sind auch Käufer.
Infolge der TiN-Auszeit verlor das Theater mehr als 1400 Abo-Kunden. Ihnen war der Weg in den Nordpark zu weit und zu umständlich. Die Hälfte der Abbesteller ist für die neue Spielzeit zurückgekehrt. Kulturdezernent Gert Fischer (CDU) und Michael Grosse sind optimistisch: „Wir arbeiten daran, dass alle nach Rheydt zurückkommen.“