Nachbarn ärgern sich über Asylheim im alten Aldi-Markt
Anwohner an der Aachener Straße fühlen sich von der Stadt bei Schäden im Stich gelassen.
Sebastian Otten hat lange überlegt, ob dieser Artikel mit seinem richtigen Namen in der Zeitung stehen soll. „Ich habe keine Lust, zu allem anderen auch noch in eine bestimmte Ecke gestellt zu werden“, sagt er. Ihm geht es nicht darum, die Not der Flüchtlinge in Frage zu stellen oder eine Grundsatzdebatte über das Asylrecht zu führen. Er kann sich auch gut vorstellen, wie unangenehm es sein muss, wenn Familien auf engem Raum ohne vernünftige Trennwände leben müssen.
„Privatsphäre ist in dieser Unterkunft im Aldi-Markt völlig unmöglich.“ Sebastian Otten möchte lediglich Verständnis dafür, dass es für die Nachbarn auch nicht einfach ist mit der Asylbewerberunterkunft und dabei nicht mit zu einfachen Antworten abgespeist werden. Das fing schon mit der Entscheidung an, Flüchtlinge im früheren Aldi-Markt an der Aachener Straße unterzubringen. „Davon habe ich aus der Zeitung erfahren“, sagt er. Dass die Stadt sich in so einem Fall auch mit den Nachbarn zusammensetzt, informiert, Fragen beantwortet, hält er für eine Selbstständigkeit. „Als wir bei der Stadt nachgefragt haben, hieß es: Für so etwas haben wir keine Zeit“, berichtet Otten. Fragen ergaben sich rasch. Zuallererst natürlich diese: Für wie lange ist die Unterkunft dort geplant? Und bald ganz Konkretes: Muss das grelle Licht auf dem Parkplatz wirklich 24 Stunden leuchten? Wer bezahlt den Schaden, den vermutlich spielende Kinder an einer Mauer verursacht haben? „Die Antworten, die wir bekommen haben, waren oft unklar und meistens wenig hilfreich“, sagt Otten.
Das Unbehagen ist gewachsen, auch bei vielen seiner Nachbarn, wie Otten sagt. Die Messerstecherei zwischen Asylbewerbern war quasi vor der Haustür. Da nun die Mauer zwischen Garten und Unterkunft teilweise zerstört sind, ist es leicht, auf das Grundstück zu gelangen. „Das ist vor allem für unsere Großmutter schwierig, die manchmal alleine zu Hause ist“, sagt Sebastian Otten. All das wolle niemand hören.
Auch für das Müllproblem — aufgerissene, offenbar durchwühlte Gelbe Säcke auf der Straße — habe niemand eine Lösung. Und dass sich einige der Spenden von Bürgern inzwischen als Müllberg vor der Einrichtung stapelten, sei auch nicht glücklich. Sozialdezernentin Dörte Schall nimmt diese Kritik an. „Für mich ist klar, dass wir bei allen künftigen Projekten die Nachbarn von Anfang an einbinden müssen“, sagt sie. Schließlich seien es oft die Anwohner, die vielfältige Hilfestellungen leisten. Dies sei bisher aus Zeitnot nicht bei allen Notunterkünften gelungen.
Tatsächlich könne die Stadt indes nicht für mögliche Schäden von spielenden Kindern haften. „Dazu müsste, wie auf jedem Spielplatz auch, der Betroffene erst einmal feststellen, wer konkret den Schaden verursacht hat“, so die Sozialdezernentin. Wie lange der leerstehende Aldi-Markt noch gebraucht wird, ist ungewiss. Der Mietvertrag läuft bis Oktober. Ob er verlängert werden muss, ist unklar. Die Unterkunft ist aber nicht auf längere Nutzung angelegt.