Nettetaler spenden unzählige Kleidungsstücke für Flüchtlinge
Die Hilfsbereitschaft in der Stadt ist enorm. Weil so viele Sachen zusammengekommen sind, hat die Flüchtlingshilfe die Aktion beendet.
Nettetal. Stapelweise Jeans, Pullis, Unterhosen. Auf Bänken und auf dem Boden. Und es kommt immer mehr dazu, unentwegt werden Säcke und Kartons mit Kleidungsstücken hereingetragen. Die fleißigen Helfer kommen mit dem Sortieren kaum nach. „Es ist einfach überwältigend, wie viel die Nettetaler Bürger spenden“, staunt Werner Jobst von der Nettetaler Flüchtlingshilfe. Er schleppt schwitzend gleich zwei volle Plastiksäcke ins evangelische Pfarrhaus in Lobberich. Den gesamten Nachmittag lang nimmt er mit anderen ehrenamtlichen Helfern Kleiderspenden für die 153 Flüchtlinge an, die in der ehemaligen Hauptschule untergebracht sind.
Hassan Gücyeter, der einen Karton voll Kleidung gespendet hat
Jobst eilt wieder raus, dirigiert in der Einfahrt zum Pfarrhaus die vielen Autos, die sich bis auf die Steegerstraße zurückstauen: „Links ist ein Parkplatz frei, die anderen bitte warten!“ Sieben, acht Autos stehen da mit geöffneten Kofferräumen, alle voller Kleidungsstücke. Manche Spender kommen zu Fuß. Eine junge Frau bringt gut erhaltende Kleidung: „Ich weiß nicht, ob ich die Sachen noch mal tragen werde. Da gebe ich sie lieber gleich den Flüchtlingen“, sagt Julia Kölsch. Auch Hassan Gücyeter hat einen Karton voll Kleidung gebracht: „Wenn Menschen in Not sind, dann muss man doch helfen, oder?“
Sie alle sind dem Aufruf der Nettetaler Flüchtlingshilfe gefolgt, den Menschen in der Hauptschule, denen es an vielem mangelt, wenigstens etwas zum Anziehen zu bringen. An drei Nachmittagen wurde das Pfarrhaus zur Sammelstelle. Es steht seit dem Auszug des Pfarrers vor ein paar Tagen vorübergehend leer. Die Spendenaktion ist innerhalb von zwei Tagen organisiert worden, umso überraschender ist, wie groß die Resonanz ist. Und zwar nicht nur von Spendenwilligen.
„Da kommen ganz spontan etwa 20 Leute, um bei der Annahme und beim Sortieren der Kleidung zu helfen“, sagt Ralf Schröder von der Flüchtlingshilfe. Ältere, aber „vor allem viele junge Menschen“ seien dabei.
Einer ist Marc Alex Antwerpen, der einen Karton Kleidung nach dem anderen ins Pfarrhaus trägt, zwischendurch mal tief durchatmet: „Ich habe gerade Urlaub, von der Sache gehört und natürlich gleich mitgemacht. Ist doch klar, dass man den Flüchtlingen hilft.“
Die meisten Kleidungsstücke scheinen gut brauchbar. „Bequeme Freizeitkleidung, Unterwäsche, Turnschuhe werden benötigt“ erläutert Schröder. Unter den Flüchtlingen seien sehr viele junge Männer, allesamt schlank, da sei schon manches Passende dabei. Was nicht geeignet sei, dicke Schuhe etwa oder ein weiter Mantel, werde wohl an Kleiderkammern weitergegeben.
In Lobberich und zusätzlich in Kaldenkirchen sind so viele Sachen gespendet worden, dass die Flüchtlingshilfe in Absprache mit der Stadt zunächst keine weiteren Aktionen in Sachen Kleidung plant. Stattdessen gibt es großes Lob von allen Seiten für die Hilfsbereitschaft der Nettetaler. Schröder: „Da kann man einfach nur Danke sagen. So viel Solidarität, das ist schon bewegend.“