Neue Fenster für die Kirche

Seit 15 Jahren wird in der evangelischen Hauptkirche in Rheydt gearbeitet.

Mönchengladbach. Die Fenster müssen noch. "Sonst sind wir soweit durch", sagt Olaf Nöller. Er ist Pfarrer an der evangelischen Hauptkirche in Rheydt. Deren Renovierung beschäftigt die Gemeinde seit 15 Jahren.

Annähernd fertig ist die Bemalung, die sich eng an die ursprüngliche aus dem Jahr der Einweihung 1902 hält. Geometrisch streng gegliederte Muster aus pflanzlichen Elementen wie Eichenblättern, Rosen, Lilien und Passionsblumen machen die Decke zu einem Blumengarten, in den sich der Besucher des Gotteshauses betten darf.

Auch Simse und Kapitelle, Türen und Kirchenbänke sind mit solchen geschnitzten Pflanzen verziert. "Die sind Gott-Lob erhalten geblieben", sagt Nöller.

Die Bemalung hingegen wurde bei der Renovierung der Kirche in den 60er Jahren beseitigt, weiß übertüncht bzw. überputzt. Sogar das Gold des Altars. "Das war die Zeit des Purismus", erklärt Nöller. "Der Historismus war verpönt." Dieses Weiß war jedoch mit den Jahren grau geworden und löste beim Betrachter Trübsinn aus.

Aus den 60er Jahren stammen auch die Kirchenfenster, und die passen auch nicht so recht in die Kirche, die im Stil des Historismus erbaut wurde, der Elemente früherer Bauepochen wie Gotik (Türme) oder Romanik (Fensterbögen) aufgriff.

Ansonsten entspricht die letzte von 22 Kirchen, die Johannes Otzen erbaut hat, den modernen Erfordernissen der evangelischen Liturgie: Alle Leute auf den ursprünglich 1.294 Plätzen müssen den Prediger gut hören - der Rundbogen hinter dem Predigtaltar sorgt für eine optimale Akkustik. Alle sollen ihn sehen - ein großer Kirchenraum ohne störende Balken und Säulen sowie gutes Licht.

Und da kommen die Fenster wieder ins Spiel. "Die über den Seitenbalkonen gehen ja", sagt Nöller. Die Farben sind zart, blaue, grüne und violette Töne herrschen vor. "Aber die hinten unter der Orgel und die über der Apsis, die gehen gar nicht. Diese starken Kontraste, diese Bonbonfarben. Wie schlechte Duschvorhänge", sagt Nöller. "Oder Kittelschürzen."

Inzwischen ist auch dieses Projekt gediehen. Die Gemeinde hat den Künstler Johannes Kuzio mit Entwürfen beauftragt. In den äußeren vier der fünf Fenster über der Apsis werden Grün und Blau vorherrschen. "Das sind die Farben des Glaubens und der Hoffnung", erklärt Nöller.

"Das ursprüngliche, mittlere Fenster zeigte die Szene der Emmaus-Jünger. Wie sie Jesus erst am Brotbrechen erkennen und er in dem Augenblick, da sie ihn erkennen, vor ihren Augen verschwindet." In ihm wird die Farbe Rot aufgenommen. "Für die Liebe", sagt Nöller.

Die alten Fenster sollten nach Auffassung der Denkmalbehörde sowie dem Verständnis von Nöller und der Gemeinde nicht einfach kopiert werden. "Kuzio hat das meisterhaft gelöst", freut sich Nöller beim Betrachten der abstrakten Entwürfe.

Die durch die Gliederung des Glases und die Färbungen entstehenden Proportionen entsprechen den alten Fenstern. Schwarze feine Linien regen - ähnlich wie Wolken - die Phantasie an, konkrete Formen darin zu erkennen. Jetzt fehlt es noch das Geld.