„Neue Mitte“ am seidenen Faden
ECE-Shopping-Center: Stadt muss Projekt öffentlich ausschreiben. Die Stadtspitze war gestern beim Hamburger Investor.
Mönchengladbach. Das gigantische Shopping-Center der Hamburger ECE - seit Wochen brüten darüber weniger die Planer, sondern vielmehr ein Stab von Juristen. Denn es geht um die Frage, ob die exklusive Entwicklungsvereinbarung zwischen Stadt und hanseatischem ECE-Konzern, gemeinsam und unter Ausschluss von Mitbewerbern auf dem Gelände Alttheater und Finanzamt Kleiststraße eine "Stadt in der Stadt" zu bauen, vor einschlägigen Gesetzen und Vergaberichtlinien Stand hält. Also wasserdicht ist.
Sie ist es wohl nicht. Denn gestern verlautete von mehreren führenden Politikern, dass die Stadt Versäumtes nachholen müsse. Mit anderen Worten: Sie muss alles öffentlich ausschreiben. Damit kämen auch Mitbewerber wie zuletzt Mfi, Management für Immobilien, beim Ausschreibungsverfahren zum Zuge.
OB Norbert Bude (SPD) samt Begleitung verhandelte gestern (erneut) in Hamburg mit ECE-Verantwortlichen. Eine Stellungnahme gab es auf Anfrage nicht.
ECE benötigt für die "Neue Mitte" auch das Alttheater-Grundstück. Es gehört der Stadt. Der Verkauf durch die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG wurde mit Blick auf die EU-Richtlinien immer wieder verschoben. Zudem mutmaßen die Bündnis-Grünen, die schon länger eine Europa-Ausschreibung in Sachen ECE verlangen, dass das Theater-Grundstück "unter Wert" veräußert werden solle. Es sei mindestens eine Million Euro mehr wert. Das habe ein Gutachter ermittelt.
Kritisch werden auch die mindestens 14 Millionen Euro betrachtet, die die finanziell daniederliegende Stadt in die verkehrliche Infrastruktur (z.B. Tunnel Steinmetzstraße) stecken will, damit der mobile Kunde besser zum "Forum" auf drei Etagen zwischen Hindenburg- und Kleist- über die Steinmetzstraße rollen kann. Nicht nur Bündnis-Grüne glauben, dass die Stadt mit diesen Millionen ECE subventioniert.
Ob ECE angesichts der Rechtslage noch am Gladbacher Projekt interessiert ist, das wollte Bude gestern offenbar auslosten. Eine Stellungnahme der Hamburger gibt es dazu noch nicht.
ECE: Der Hamburger Konzern und Betreiber/Besitzer zahlreicher Shoppingcenter ist in 15 Ländern aktiv. Derzeit seien 27 solcher Galerien in Planung. 94Center werden unter ECE-Management geführt.
Forum MG: Es soll mehr als 110Millionen Euro kosten, bis zu 27000 Quadratmeter Verkaufsfläche anbieten. Gedacht ist an die Zusammenlegung mit der Theatergalerie Hindenburgstraße. Für die Verknüpfung des "Forum" mit C&A würde die Stepgesstraße überbaut (Foto Modell oben). Folge: Autos können da nicht mehr fahren.
Gescheitert: Theaterprojekte mehrer Investoren - ob MDC Deutschland oder HBB in Lübeck - sind bereits gescheitert. Auch der Brau-Konzern Hannen-Tuborg wollte hier aktiv werden.