Neue Pächterin in Traditions-Gaststätte
Tanja Wallenfang leitet jetzt „Alt Eicken“, einen Treffpunkt vieler Borussia-Fans.
Rolf Zingsem war richtiggehend baff: „Ich dachte, das wäre vielleicht ein Thema hier im Stadtteil. Aber dann bekamen wir Mails von Borussenfans aus Stuttgart oder Freiburg“, erzählt der langjährige Pächter der Traditionsgaststätte „Alt Eicken“. Gestern Abend hat er mit seiner Frau Marita zum letzten Mal hinter dem Tresen des bereits 1898 eröffneten Lokals gestanden, in dem die Borussen früher ein und aus gingen. Seit heute gehört es der Bolten-Brauerei, und Tanja Wallenfang ist die neue Pächterin.
„Unsere Stammgäste haben sich bei uns verabschiedet, manche haben Blumen mitgebracht. Da gab es in den vergangenen Tagen schon einige sehr emotionale Momente, bei denen auch Tränen geflossen sind“, sagt Zingsem, der auf den Tag genau 18 Jahre Pächter der Gaststätte war. Eigentlich hatte er das „Alt Eicken“ noch weitere fünf Jahre führen wollen, im Alter von 65 Jahren sollte dann Schluss sein. Doch seine Krebserkrankung im Jahr 2015 ließ ihn umdenken. „Wir haben uns gesagt: Das ,Kind’ ist jetzt volljährig, jetzt muss es selbst laufen“, sagt Zingsem.
Das Ehepaar hat selbst in den vergangenen Wochen viel dafür getan, dass der Pächterwechsel so reibungslos wie möglich vonstatten geht. „Ich bin sehr froh und dankbar, dass Marita und Rolf mir in der Anfangsphase noch helfen. Die Chemie zwischen uns stimmt“, sagt Tanja Wallenfang. Sie habe großen Respekt vor der Aufgabe, fügt die neue Pächterin hinzu — auch wenn sie in der Gastronomie schon viel Erfahrung gesammelt hat, lange Jahre das „Rossi“ sowie das „Goldwasser“ führte und derzeit auch Chefin im „St. Vith“ ist, einer weiteren Traditionsgaststätte, welche die Bolten-Brauerei in den vergangenen Jahren übernommen hat.
„Es gibt nur noch wenige Gaststätten, die so menschenbezogen sind. Und wenn ich mit anderen Leuten über das „Alt Eicken“ gesprochen habe, gab es kaum jemanden, der nicht schon einmal da war. Und nicht wenige bezeichnen es als ihr Wohnzimmer“, sagt Wallenfang, die vieles erhalten möchte. Ab Mittwoch werde es eine neue Speisekarte geben, zudem wird ab sofort das Bolten-Biersortiment ausgeschenkt — wobei es auch weiterhin Kölsch geben wird.
Kontinuität und der persönliche Kontakt zu Gästen sei immer sehr wichtig gewesen, betont Marita Zingsem. Als sie mit ihrem Mann im „Alt Eicken“ begann, da spielte Borussia noch am Bökelberg, und an den Spieltagen war die Gaststätte proppevoll. „Früher haben uns die Fans im Grunde die Pacht bezahlt.
Nach dem Umzug 2004 blieben uns zwar auch viele Fans treu, aber natürlich ist es mittlerweile deutlich weniger geworden“, sagt Marita Zingsem. Doch Borussias Wechsel in den Nordpark hat das „Alt Eicken“ ebenso überstanden wie die jahrelangen Umbaumaßnahmen in der Eickener Fußgängerzone.