Neue Ruhestätten, Rasengräber und Rosen

Bei einer Führung informierten sich rund 40 Bürger über den Masterplan Friedhof. Der soll die Stätte attraktiver machen.

Mönchengladbach. Diesen Friedhof am Leben zu halten, ist gar nicht so einfach. Welche Überlegungen hinter dem evangelischen Friedhof an der Nordstraße in Rheydt stehen, das machten Pfarrer Olaf Nöller und Wolfgang Reinhard, der Vorsitzende des Friedhofausschusses, jetzt bei einer öffentlichen Begehung deutlich. Der Friedhof sei typisch für seine Entstehungszeit, das 19. Jahrhundert. Das Jugendstiltor, die Halle, die Gliederung in kleinen Parzellen und wie sich das in einer besonderen Atmosphäre widerspiegelt — das zeigte Olaf Nöller den rund 40 Interessenten.

In den 60er Jahren wurde der Friedhof voller und voller. „Da wohnten in Rheydt 27 000 evangelische Christen“, erzählt Nöller von den Boom-Jahren. „Heute haben wir zu viel Platz.“

Die Begräbniszahlen liegen um die 180 pro Jahr — für die Kirche rentabel wäre es erst bei 200 Beerdigungen. „Wir sind günstiger als die städtischen Friedhöfe“, sagt die Anke Knur, Mitarbeiterin aus der Verwaltung der Gemeinde. „Und der Friedhof muss sich einzig aus dem Gebühreneinkommen finanzieren.“ Eine Öffnung für andere Konfessionen war die Folge. Heute sind 45 Prozent der Menschen, die hier ihre letzte Ruhe finden, Katholiken.

Um den Friedhof auf Dauer attraktiv zu machen, hat der Friedhofsausschuss mittlerweile zusammen mit einem Architekten einen Masterplan entwickelt. Der sieht vor, neue Grabstätten entlang der Hauptachse zu zentrieren, die außerdem durch Amberbaum-Pflanzungen betont werden soll. „Die haben ein wunderbares Herbstlaub“, so Nöller.

Die Hecken, deren Länge annähernd zehn Kilometer beträgt, wurden bereits auf 1,20 Meter beziehungsweise 80 Zentimeter heruntergeschnitten. „Das kommt dem Sicherheitsbedürfnis entgegen“, sagt Nöller. Die Menschen haben gerne eine freie Sicht, um sich sicher zu fühlen. Außerdem erlauben rote Bänke Rast und Begegnung. Nöller verrät: „Es wurden auf dem Friedhof auch schon neue Bande geknüpft.“

Auch neuen Begräbnisformen trägt man Rechnung. Es gibt Rasengräber für Urnen, bei denen eine Platte die letzte Ruhestätte eines Verstorbenen markiert. Ähnliche Platten werden auch auf den Rosengräbern ausgelegt, in denen Urnen oder Särge um ein Rosenbeet herum bestattet werden — die individuelle Verpflichtung zur Pflege einer Grabstelle jedoch entfällt. „Anonyme Bestattungen lehnen wir aus Glaubensgründen ab. Das Individuum wird mit dem Tod nicht ausgelöscht.“