Verwirrte Autofahrer in Rheydt
Zum Start der neuen Verkehrsführung in der Innenstadt gab es irritierte Kunden, gnädige Polizisten und Händler, die auf ein glückliches Ende hoffen.
Mönchengladbach. Das Chaos ist perfekt. Da versucht eine nicht ganz ortsunkundige Autofahrerin, in der Rheydter City an ihr gewünschtes Ziel zu kommen und steht prompt vor einem Polizisten. „Wenn Sie jetzt umdrehen, wird das die billigste Lösung für Sie sein“, sagt der Beamte. Hätten die „Einfahrt verboten“-Schilder schon alle gehangen — das war dann am Abend der Fall — wäre die Missachtung mit 300 Euro Bußgeld teuer geworden.
Als die Autofahrerin den Polizisten nach dem Wenden ganz kleinlaut nach dem legalen Weg zum Ziel fragt, ist er gnädig. „Zweimal rechts und auf der Moses-Stern-Straße wieder rechts. Noch dürfen Sie das“, sagt er knapp und dirigiert gleichzeitig einen Hänger mit dem Drachenschwanz für die Rheydter Kirmes an einen weniger störenden Platz.
In der Rheydter Innenstadt wird seit gestern die Verkehrsführung geändert (die WZ berichtete) und dabei werden vor allem Einbahnstraßen umgedreht.
Mit Aufklärungs-Aktionen will die Werbegemeinschaft der Rheydter Einzelhändler, das Rheydter Citymanagement, um Verständnis bei den Kunden werben. Hostessen sind im Einsatz.
„Da muss man jetzt ein bisschen Geduld haben“, sagt Hans Jürgen Kleewald aus dem Vorstand des Citymanagements und Projektentwickler der Galerie am Marienplatz zum ersten Chaos.
Das Citymanagement selbst hatte bei der Stadt auf eine Verkehrsänderung gedrängt. „Die Stresemannstraße muss ruhiger werden“, sagt Peter Felten, Vorsitzender des Citymanagements, „um die Rheydter Innenstadt für Kunden und Händler attraktiver zu gestalten.“
Noch ruhiger, denn heute zählt man dort bei weitem nicht die 25 000 Autos, die vor 15 Jahren täglich durchfuhren, als die Stresemannstraße noch vierspurig ausgebaut war. Schon einmal war die Verkehrsführung geändert worden, um den Durchgangsverkehr aus der City rauszuhalten.
Aber 4000 Fahrzeuge nutzen die Straße pro Tag verbotswidrig von Westen her kommend, indem sie das Abbiegezeichen an der Mündung der Dahlener Straße schlicht ignorieren. „Wir wollten einfach eine Tempo-20-Zone, damit sie Fußgänger und Autos gleichberechtigt nutzen können, aber das klappt nicht“, sagt Felten. Noch in der vergangenen Woche sei ein Auto mit 67 Stundenkilometern hier angehalten worden.
Doch eine reine Fußgängerzone sei keine Alternative. „Wir sehen doch, wie sich die Leerstände auf der Hauptstraße entwickeln“, sagt er. Kleewald bestätigt, dass die Mehrheit der Händler hinter der jetzt angestrebten Lösung steht. „Ich habe 26 Mieter im Objekt, deren Interessen kenne ich“, sagt er. Beide betonen, dass man sich Ende des Jahres mit der Stadt erneut zusammensetzen will, um die Erfahrungen auszutauschen, die alle Seiten mit der gestern eingeführten Lösung machen. „Dann kann man korrigieren“, sagen sie. Einen neuralgischen Punkt haben sie schon jetzt ausgemacht: Am Tellmann-Platz ist die Beschilderung noch nicht richtig angebracht, die den Autofahrern zeigen soll, wie sie abbiegen dürfen.