NEW-Kunden wegen Gaspreisen verärgert
Nur weil er hartnäckig blieb, bekam NEW-Kunde Michael Duisberg nachträglich einen Bonus. Ein Experte der Verbraucherzentrale kritisiert die Preispolitik. Er empfiehlt bessere Kommunikation.
Wenn der Werbeexperte Michael Duisberg Post vom Versorger NEW bekommt, gehen bei ihm alle Signallampen an. Seit Jahren beobachtet er aus natürlichem Eigeninteresse die Entwicklung auf dem Energiemarkt: Denn Duisberg bezieht Gas von der NEW, und er hat sich mehrfach darüber geärgert, dass ihm der örtliche Versorger Angebote vorlegt, die nach Duisbergs Meinung überhöht sind. Bisher ist er immer Kunde der NEW geblieben, weil „ich den regionalen Unternehmen den Vorzug gebe“. Aber immer häufiger mit der Faust in der Tasche. „Ich kann nur jedem Kunden raten, sich die Tarife genau anzusehen. Auch die Online-Tarife. Da lässt sich viel Geld sparen“, sagt er.
Wie viel das sein kann, erfuhr er in jüngster Zeit mehrfach. Im Vorjahr etwa schlug er das von der NEW schriftlich unterbreitete Angebot aus, zu einem „günstigen Festpreis“ Gas für zwei Jahre zu beziehen. Duisberg wählte stattdessen den NEW-Onlinetarif, der allerdings nur zwölf Monate gilt. „Aber alleine dadurch habe ich 390 Euro im Jahr eingespart. Jüngst, kurz vor Ablauf des Online-Vertrags, machte ihm die NEW ein schriftliches Nachfolgeangebot: Aber das wäre bei ähnlichem Gas-Verbrauch rund 180 Euro jährlich teurer gewesen.
Der Gladbacher schaute sich an, was die NEW auf ihrer Webseite anpries. Da fand er einen Tarif, der seinem alten entsprach — und rund 200 Euro preiswerter war als das ihm schriftlich zugegangene NEW-Online-Angebot. Duisberg: „Das konnte ich aber nicht über den NEW-Kundenservice telefonisch abschließen, sondern musste erst eine Email an eine NEW-Adresse schreiben. Daraufhin bekam ich einen Kundenbonus und zahle so viel wie vorher.“
Bei der NEW ist das Thema kein unbekanntes. „Aber 90 Prozent unserer Kunden wählen das Festpreis-Angebot für zwei Jahre, weil sie an einer hohen Preisstabilität für einen längeren Zeitraum interessiert sind. Nicht alle Kunden sind so online-affin, dass sie übers Internet Gas einkaufen wollen“, sagt NEW-Sprecherin Christina Achtnich. Aber warum unterscheidet sich ein Online-Angebot innerhalb weniger Tage in der Höhe so gravierend? „Der Gaspreis ist enormen Schwankungen ausgesetzt. Innerhalb weniger Tage ergibt sich ganz schnell ein anderer Preis. Das ist immer ein Geschäft mit dem Zufall“, sagt Achtnich.
Genau diesem Argument widerspricht Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale NRW. „Die Versorger kaufen Gas für mindestens ein Jahr, meist aber sogar für mehrere Jahre ein. Da kommt es nicht zu diesen Schwankungen. Allenfalls am Stichtag des Gaseinkaufs“, sagt er. Sieverding empfiehlt den Versorgern, besser zu kommunizieren: „Wenn die NEW so ein Schreiben mit einem höheren Preis verschickt, und der Kunde merkt, dass er beim selben Unternehmen bessere Konditionen bekommt, ist er schlichtweg verärgert. Und jede Beschwerde wird zehnmal weitererzählt und hält möglicherweise andere ab, bei diesem Versorger ein Vertrag abzuschließen. Das ist eine dämliche Aktion.“
Auch seine Kollegin Uschi Windeck von der Verbraucherberatungsstelle in Rheydt sieht das Vorgehen kritisch. Sie sagt aber auch: „Immerhin hat der Kunde von der NEW ein Schreiben bekommen, dass sein Vertrag endet. Das machen andere Anbieter nicht. Im ersten Jahr bieten diese hervorragende Konditionen teilweise unter dem Einkaufspreis an. Wenn der Kunde die Kündigungsfrist verpasst, zahlt er im Folgejahr kräftig drauf. Solche Fälle haben wir hier regelmäßig.“